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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 148

1914 - Langensalza : Beltz
148 X. Das Kaiserreich Rußland. bewohnt, wie z. B. von den Kalmücken und Kirgisen. Sie leben in Zelten und widmen sich der Zucht ihrer Pferde, Kamele usw. Das Land an der Küste des Schwarzen Meeres ist besser bebaut. Hier sind auch einige bedeutende Städte aufgeblüht, z. B. Odessa, Cherson usw. Odessa, fast so groß wie Breslau, ist die wichtigste See- und Handelsstadt am Schwarzen Meere. Es führt viel Getreide, Häute, Hanf, Flachs, Talg, Schafe und Holz ans. Die Halbinsel Krim streckt sich weit ins Meer vor. Ihr nördlicher Teil ist eine dürre Steppe, aber ihr südliches Gestade ist ein fruchtbarer Garten. An dem Gebirge regnen sich die Wolken ab, es mangelt daher nicht an Mederschlägen. Die Nordwinde haben keinen freien Zutritt, das Wetter ist deshalb mild. Hier gedeihen nicht allein die Obstbäume und die Reben, sondern auch die Zypressen, Mandel- und Myrten- bäume, Ol- und Orangenbäume. Wichtig ist, daß die Insel auch reiche Eisenerzlager birgt. An der Südwestküste liegt der Kriegshafen Sewa- stopol. 12. Rußlands Witterung. Rußland hat eine große Ausdehnung von Westen nach Osten und von Süden nach Norden; es reicht vom 45. Breitengrade bis über den 70. hin- aus. Das sind 25 Breitengrade oder 25 mal 15 = 3750 Kilometer. Sewa- stopol liegt ebenso südlich wie Triest oder Bordeaux; die nördlichsten Bezirke liegen jenseit des Polarkreises. Daher muß es in Rußland große Unter- schiede in der Wärme und Witterung geben. Bei Sewastopol auf der süd- lichen Küste der Krim beträgt das Jahresmittel 12 Grad Wärme, in den kältesten Tundren sinkt es bis auf 8 Grad Kälte; das ist ein Unterschied von 20 Grad im Jahresdurchschnitt! Aber Rußland hat überhaupt starke Gegen- sätze in Wärme und Trockenheit. Es hat Binnenklima mit kalten Wintern und heißen Sommern. In Moskau z. B. hat der wärmste Monat 19 Grad Wärme und der kälteste Monat 11 Grad Kälte, das sind 30 Grad Unter- schied. Bei uns ist der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten Monat vielleicht 15—20 Grad. Noch viel größer sind die Schwankungen zwischen dem wärmsten und kältesten Tage oder zwischen der höchsten und tiessten Temperatur. Diese steigen bis auf 50—70 Grad und mehr. Moskau hat dieselbe Januarkälte wie Haparanda, aber dieselbe Juliwärme wie Paris. Die Winter Petersburgs sind nur wenig kälter als die Astrachans, die Winter Arch- angels nicht viel kälter als die Orenburgs. Die Meere sind zu weit ent- fernt, als daß sie das Binnenklima mildern könnten. Wir haben im Winter vorherrschend westliche Winde, sie bringen Wärme von: Meere und Golfstrom. Sie sind am wärmsten an den englischen, französischen, holländischen, deut- schen, dänischen und norwegischen Küsten. Je weiter sie nach Osten gelangen, desto mehr haben sie ihre Wärme verloren; endlich sind sie bis unter den Nullpunkt abgekühlt. Je weiter wir nach dem östlichen Rußland kommen, desto kältere Winter und desto niedrigere Temperaturen gibt es da. Wenn aber das Quecksilber auf 30 bis 40 Grad fällt und endlich erharrt, dann heißt es seine Nase und seine Ohren nebst den Füßen und Händen in acht nehmen. Es gibt tm nordöstlichen Rußland manchen Bezirk, wo es kaum einen erwachsenen Menschen gibt, der nicht schon seine Nase oder seine Ohren einmal erfroren hätte. Da reibt man sich die frierenden Glieder mit Schnee; die Bekannten rufen sich beim Vorübergehen zu: „Väterchen, Eure Nase!" Da wundern wir uns rächt, wenn man vielfach nicht bloß Doppelfenster hat,
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