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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 152

1914 - Langensalza : Beltz
152 X. Das Kaiserreich Rußland. Kohlenlager gefunden. Roheisen gewinnt es etwas mehr als Österreich-Un- garn und etwas weniger als Frankreich. In Kohlenförderung und Roheisen- gewinnung wird Rußland von Deutschland vielmal übertroffen. Dafür ist seine Ausbeute an G o l d sehr beträchtlich; der Ural liefert gegen 10 000 kg Gold im Jahre. Damit übertrifft es selbst Österreich-Ungarns Goldausbeute um das Dreifache. Das wertvolle Platin wird fast ganz allein im Ural gefunden. Das ist ein wichtiger Vorzug Rußlands; denn alle andern Länder müssen das Platin von ihm kaufen. Zink-, Kupfer - und Silber- erze werden nur in ziemlich geringen Mengen gefunden, Bleierze fast gar nicht. Aber an Salz fehlt es nicht; es wird teilsaus Bergwerken, teils aus Solen, teils aus Strandseen und Salzseen in den Steppen gewonnen. Wichtig ist, daß der Kaukasus reich an S t e i n öl ist. Kein Staat in Europa gewinnt so viel Steinöl wie Rußland, nämlich über 10 Mill. t im Jahre. Man verwendet sehr viel ungereinigtes Erdöl als Heizöl; sonst könnte Ruß- land noch mehr Brennöl ausführen. 16. Rußlands Industrie. Rußland ist vorwiegend ein landwirtschaftlicher Staat und wird dies auch immer bleiben. Ihm fehlen ja die reichen Kohlen- und Eisenvorräte. Den- noch haben einige große Gebiete bereits eine nicht unbedeutende Industrie. Der Flachs- und Hanfbau rief die Leinweberei ins Leben. Die große Schaf- zucht gestattet die Wollweberei. Dazu gesellte sich in neuerer Zeit das Baum- wollgewerbe. So beschäftigt Rußland bereits mehr Spindeln als Frankreich (9 gegen 7 Mill.). Lodz und Tula, Polen und Mittelrußland, sind die wichtigsten Webereibezirke. Neben der Weberei spielt das Eisen- und Metallgewerbe noch eine wich- tige Rolle z. B. in Warschau, Moskau, Tula usw. Berühmt ist die Gerberei; sie liefert uns das haltbare Juchtenleder, das mit Birkenteer be- handelte Leder. Da Rußland viel Talg und Fett erzeugt, ist die Talg-, Lichter- und Seifenherstellung ziemlich verbreitet. Daneben stellen die Zurichtereien kostbares Pelzwerk her. Das Holzgewerbe blüht in den waldreichen Land- schaften. In Seestädten gibt es Schiffsbauanstalten, wie in Odessa, Libau, Riga, Reval usw» Die russische Industrie hat allerdings mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Es fehlte von jeher an tüchtigen Handwerkem und Unternehmern. Sie wurden zumeist aus dem Ausland, aus Deutschland, Österreich, Frankreich usw. herbeigezogen. Aus Deutschland stammen auch zumeist die Leiter, die Werkmeister, die Vorarbeiter der Fabriken. Darum finden wir in allen großen Städten Rußlands viele Deutsche, in Lodz z. B. gegen 100 000. Die russi- schen Arbeiter verlassen im Sommer die Fabrik, um ihre Felder zu bestellen. Damm stehen im Sommer viele Fabriken still. Nachteilig sind auch die zahl- reichen Feiertage. Rußland verehrt viele Heilige: es vergeht kaum eine Woche ohne einen besonderen Feiertag. Das stört und hindert die Arbeit in den Fabriken. Den russischen Bauer stören sie in seiner Arbeit weniger; er plagt sich so wie so nicht zu sehr. Die russischen Arbeiter sind noch nicht recht geschult; sie wechseln zu oft die Arbeit. Sie erhalten zwar sehr wenig Lohn, leisten dafür auch wenig. Deswegen kann die mssische Industrie noch keine hochfeine, gediegene Arbeit verrichten. Sie vermag den einheimischen
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