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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 153

1914 - Langensalza : Beltz
X. Das Kaiserreich Rußland. 153 Bedarf noch nicht zu decken, weswegen Rußland gewerbliche Erzeugnisse, vor- nehmlich Maschinen usw., vom Auslande beziehen muß. Aber das wird sich bald ändern. 17. Rußlands Handel und Verkehrswege. Rußland hatte ehemals sehr schlechte Verkehrswege. Die großen Ausdehnungen waren für den Straßenbau nicht förderlich. Von Petersburg bis Astrachan oder von Lodz bis Kasan oder von Odessa bis Archangel ist fast genau so weit wie von Petersburg bis Paris. Das sind ungeheure Strecken. Dazu geht der Weg oft durch recht spärlich bewohnte Gegenden und große Wälder. Auch die sumpfigen Landschaften hindern die Anlegung von guten Wegen. Im Gebiet der Schwarzerde und der Steppen fehlt es an Steinen. Die meisten Wege sind derart, daß sie bei Regenwasser kaum befahren wer- den können. Viele Brücken sind halb zerfallen. Ein schweres Fuhrwerk be- nutzt sie lieber nicht. Am leichtesten ist der Verkehr im Winter, wenn der Schlitten gut geht. In dieser Zeit schafft der Russe gewöhnlich sein Getreide und sein Holz in die Stadt. Der Staat hat nur etliche große Heeresstraßen hergestellt. Es fehlt eben an Geld für den Bau guter und zahlreicher Straßen. Jetzt baut aber Rußland viele Heerstraßen. Rußland hat auch im Verhältnis wenig Bahnen. Seine Bahnen sind ungefähr gerade so lang wie die unsrigen; das heißt, im Verhältnis zur Fläche haben wir zehnmal so viel Bahnen; im Verhältnis zur Bewohnerzahl haben wir doppelt so viel Bahnen. Mittelpunkt des russischen Bahnnetzes ist Moskau. Von hier laufen die Hauptlinien strahlenfömrig aus nach Peters- burg, nach Warschau, nach Orenburg usw. Die russischen Bahnen haben eine größere Spurweite als unsre. Infolgedessen müssen alle Güterwagen an der deutsch-russischen Grenze umgeladen werden; das macht viele Arbeit und Kosten. Nach Österreich und Ungarn fahren unsre Güterwagen, ohne daß sie umgeladen werden; desgleichen fahren die Güterwagen ohne Umladung aus Österreich und Ungarn oder Holland nach Deutschland; das alles erleichtert den Verkehr. Nach Rußland ist wegen der größeren Spurweite der Bahn- verkehr erschwert. Auch die Reisenden müssen an der Grenze alle umsteigen. Zwischen Berlin—wien oder Berlin—paris kann man aber fahren, ohne daß man umsieigen muß; das ist bequem. Rußland hat im Verhältnis zu seinem langen Bahnnetz zu wenig Verkehr; vor allem fehlt es noch an Güterverkehr. Darum hat es hohe Frachtsätze eingeführt; um so mehr sparen die armen Russen die Bahnfracht. In Rußland stehen die Bewohner untereinander viel weniger in Verkehr und Güteraustausch als wir. Rußland hat ungemein viele Wasserstraßen. Seine Flüsse sind wasserreich und wegen des geringen Gefälles meist auch gut schiffbar. Viele können bis nahe an die Quelle befahren werden. Dazu kann man sie bequem durch Kanäle verbinden. Die Weichsel, die Memel und die Düna stehen durch Kanäle mit dem Dnjeprgebiet in Verbindung, das Newagebiet ist mit dem Wolga- und Dwinagebiet verbunden. So stehen die drei Grenzmeere miteinander in Verbindung. Aber die russische Flußschiffahrt wird durch die langen und strengen Winter gehindert. Die Flüsse sind mindestens 4 und manche bis zu 8 oder 9 Monaten zugefroren. Da muß natürlich die Schiff- fahrt ruhen. Im dürren Sommer ist bei manchen der Wasserstand zu niedrig. Immerhin ermöglichen die Flüsse eine bequeme und billige Verbindung in
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