1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Xii. Die Staaten auf dem Balkan.
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chischen Landleute ihn sorgfältiger betrieben. Vor allem müßten sie auf reichen
Waldbestand halten und viel für genügende Bewässerung tun.
e) Sein Handel und Gewerbe. Griechenland hat bedeutende
Bodenschätze. Die Blei- und Eisenerze gehen zumeist nach Belgien. Reich ist
es an gutem Marmor. Daher haben seine Bildhauer früher viel schöne Denk-
mäler geschaffen. Wertvoll ist der Schmirgel, der zum Schleifen feiner Schneide-
werkzeuge dient. Steinkohlen fehlen. Darum gibt es kein Großgewerbe, son-
dern nur ein Haus- und Kleingewerbe. Dagegen leistet Griechenland in S ch i f f -
fahrt und Handel Bedeutendes. Die reiche Küstengliederung weist
die Griechen aufs Meer. Schon früh bildeten sie sich zu einem wichtigen see-
fahrenden Volke aus, das namentlich die Küsten des östlichen Mittelmeeres
sowie die des Schwarzen Meeres besuchte. Noch heute sind die Griechen die
besten Seefahrer des Balkans. Daneben widmen sich die Griechen vorwiegend
dem Handel; wir finden darum in allen Hafenstädten des Balkans und Klein-
asiens griechische Kaufleute; sie beherrschen den ganzen Handel im östlichen
Mittelmeergebiete. Dadurch verdienen sie ein hübsches Stück Geld. Das können
sie auch gut gebrauchen, da sie ja Getreide und gewerbliche Erzeugnisse einführen
müssen. Der Landverkehr ist mangelhaft, denn Fahrstraßen und Bahnen gibt
es wenig; vielfach müssen Pferde und Maulesel Menschen und Waren auf schma-
len Saumpfaden befördern. Das griechische Bahnnetz hat außer Saloniki keinen
Anschluß an das europäische gefunden. Es ist also ganz abgeschnitten. So ist
Griechenland ganz auf die See angewiesen, es braucht die See, um leben zu
können. Es führt vor allem Korinthen, Olivenöl, Tabak, Eisen- und Bleierze
nebst Wein, Feigen und Seide aus. Dafür tauscht es Getreide und Gewerbe-
erzeugnisse ein.
f) D i e Griechen sind Nachkommen der alten Griechen und gehören
der griechisch-katholischen Kirche an. Die Griechen haben sich aber seit der Völker-
wanderung mit allerhand Slawen und Albanern vermischt. Man nennt die
heutigen Griechen darum Neugriechen. Sie sind eitel und prahlerisch, lügen
und betrügen gern und scheuen sich vielfach vor ernster, zäher Arbeit. So eignen
sie sich recht gut zum Handeln und Feilschen im Morgenlande. Dabei sind sie aber
mäßig und genügsam und hängen sehr an ihrer Familie und ihrem Vaterlande.
g) Athen ist die Hauptstadt Griechenlands und zählt wie Altona oder
Elberfeld rund 170 000 Einwohner. Athen liegt auf der kleinen Halbinsel Attika,
die sich weit nach Südosten ins Agäische Meer vorstreckt. Es liegt nicht ganz
am Meere, doch hat es nur knapp zwei Stunden entfernt einen Vorhafen, näm-
lich Piräus. Eine Bahn vermittelt den Verkehr zwischen der Hafenstadt
und Hauptstadt. Athen war früher eine berühmte Stadt, geschmückt mit schönen
Bauwerken. Auf einem Berge erhob sich die Burg. Eine große und breite,
aus weißem Marmor hergestellte Treppe führte hinauf. Oben gelangte man
zuerst an die säulenreiche Eingangshalle. Dann schritt man zu einem herrlichen
Tempel, der ganz aus prachtvollem weißem Marmor erbaut war. Im Innern
stand ein Standbild der Athene, der Schutzgöttin Athens. Es war aus Gold
und Elfenbein geformt und maß 11 m. Welche Pracht und Herrlichkeit herrschte
hier damals, vor 2400 Jahren! Damals war Athen, war Griechenland der
glänzende Mittelpunkt des geistigen Lebens Europa und Asiens. Dann aber
sank Athen in Trümmer. Nur Trümmer haben sich erhalten von der einstigen
Herrlichkeit. Furchtbar hat Athen unter der Türkenherrschaft gelitten. Da war
es nur noch ein elendes Dorf. Erst seitdem vor 80 Jahren Griechenland ein freier
Staat ward, ist Athen als dessen Hauptstadt wieder emporgeblüht. Die neueren