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1. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 183

1914 - Langensalza : Beltz
Xiii. Das Königreich Italien. 183 Marmortreppe führt zu ihrem Eingänge empor. In der Mitte erhebt sich der prachtvolle Hochaltar. Darüber wölbt sich die gewaltige und reich vergoldete Kuppel. Mit dem Kreuze ist sie 146 m hoch. An hohen Festtagen hält der Papst an diesem Hochaltar die Messe und spendet er den Segen. Unter ihm ist eine Kapelle, worin die Gebeine des Apostelfürsten Petrus ruhen, dem die Kirche geweiht ist. In ihr brennen jahraus jahrein 112 Kerzen; aber am Karfreitag verlöschen sie. Die Christen der ersten Zeit bestatteten ihre Toten in unterirdischen Kammern oder Katakomben. Die Erde ist ein trockener, weick er Tuff und läßt sich gut ausgraben; dazu ist sie hart genug, so daß sie nicht einstürzt. Es gibt da zahllose Gänge in mehreren Stockwerken unter- und übereinander. Eine Grabgruft reiht sich da an die andre. Es ist eine richtige Totenstadt, die sich da unten vor unfern Blicken enthüllt, wenn der Führer sie beleuchtet. Rom ist zwar oft verheert worden, es ist auch im Laufe der Zeit manches Bauwerk durch Feuer, durch Erdbeben usw. zerstört worden. Daher finden wir überall Trümmerstätten. Auf und aus ihnen haben spätere Bewohner öfter ihre Häuser errichtet. Vieles ist so verloren gegangen, aber vieles hat sich auch erhalten, andres bewahrt man in Museen auf. Berühmt ist das Kolosseum; es ist ein Riesenbau, worin gegen 100000 Zuschauer Platz hatten. In ihm kämpften Fechter miteinander auf Tod und Leben; in ihm mußten Christen ohne Wehr und Waffen Löwen und Tigern entgegentreten. In diesem Prachtbau hat so mancher sein Leben unter entsetzlichen Schmerzen ausgehaucht. Heute ist er eine Ruine. Noch viele Bauwerke enthält Rom, sie sind teils wohl erhalten, teils mehr oder minder zerfallen. Der Geschichts- forscher findet da vieles, was für ihn Wert hat. Roms Bewohnerzahl hat sehr geschwankt. Zur Kaiserzeit war Rom eine Millionenstadt; dann sank die Volks- zahl mehr und mehr, sogar bis auf kaum 20 000. Seit 1870 ist es wieder ge- wachsen und zählt jetzt knapp y2 Million Einwohner. Die Päpste ließen wenig tun; es gab vor 1870 kaum eine Straßenbeleuchtung. Regelmäßig über- schwemmte die Tiber große Stadtteile; niemand wehrte dem, niemand sorgte für Reinigung; da war es kein Wunder, wenn Seuchen ausbrachen. Seit 1870 hat man manchen schmutzigen und verseuchten Stadtteil weggerissen und gesündere Häuser dafür erbaut. Die verschiedensten Zeitalter kann man in Rom nebeneinander sehen. Gebäude aus dem heidnischen, dem altchristlichen, dem mittelalterlichen, dem neueren und neusten Rom. Das bereitet dem Kundigen einen großen Genuß. 7. Neapel, Italiens größte Stadt. Südlich von den pontinischen Sümpfen bildet die Küste zwei Golfe; der kleinere ist der Golf von Neapel. An ihm liegt Neapel, die größte Stadt Italiens, etwa so groß wie Leipzig. Die Ebene am Golf von Neapel ist eine der gesegnetsten und schönsten Striche der Erde, das Paradies Europas, ein Stück Himmel, das auf die Erde gefallen ist. Die Ebene gleicht der Po- und Arnoebene, aber übertrifft beide an Fruchtbarkeit. Die Pflanzenwelt ist noch südländischer. Weinstock und Ölbaum reifen hier ihre köstlichen Früchte. Apfelsinen und Zitronen prangen nicht allein in Gärten, sondern sogar aus den platten Dächern der Häuser. Lorbeer- und Myrtenbäume, Mandeln und Feigen, Zypressen und andere südliche Gewächse erfreuen unser Auge. Die Hitze des Sommers wird durch kühle Seewinde gemildert; ganz selten fällt
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