1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Franke, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Xiii. Das Königreich Italien.
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Marmortreppe führt zu ihrem Eingänge empor. In der Mitte erhebt sich der
prachtvolle Hochaltar. Darüber wölbt sich die gewaltige und reich vergoldete
Kuppel. Mit dem Kreuze ist sie 146 m hoch. An hohen Festtagen hält der
Papst an diesem Hochaltar die Messe und spendet er den Segen. Unter ihm
ist eine Kapelle, worin die Gebeine des Apostelfürsten Petrus ruhen, dem die
Kirche geweiht ist. In ihr brennen jahraus jahrein 112 Kerzen; aber am
Karfreitag verlöschen sie.
Die Christen der ersten Zeit bestatteten ihre Toten in unterirdischen Kammern
oder Katakomben. Die Erde ist ein trockener, weick er Tuff und läßt
sich gut ausgraben; dazu ist sie hart genug, so daß sie nicht einstürzt. Es gibt
da zahllose Gänge in mehreren Stockwerken unter- und übereinander. Eine
Grabgruft reiht sich da an die andre. Es ist eine richtige Totenstadt, die sich
da unten vor unfern Blicken enthüllt, wenn der Führer sie beleuchtet.
Rom ist zwar oft verheert worden, es ist auch im Laufe der Zeit manches
Bauwerk durch Feuer, durch Erdbeben usw. zerstört worden. Daher finden
wir überall Trümmerstätten. Auf und aus ihnen haben spätere Bewohner
öfter ihre Häuser errichtet. Vieles ist so verloren gegangen, aber vieles hat
sich auch erhalten, andres bewahrt man in Museen auf. Berühmt ist das
Kolosseum; es ist ein Riesenbau, worin gegen 100000 Zuschauer Platz
hatten. In ihm kämpften Fechter miteinander auf Tod und Leben; in ihm
mußten Christen ohne Wehr und Waffen Löwen und Tigern entgegentreten.
In diesem Prachtbau hat so mancher sein Leben unter entsetzlichen Schmerzen
ausgehaucht. Heute ist er eine Ruine. Noch viele Bauwerke enthält Rom,
sie sind teils wohl erhalten, teils mehr oder minder zerfallen. Der Geschichts-
forscher findet da vieles, was für ihn Wert hat. Roms Bewohnerzahl hat sehr
geschwankt. Zur Kaiserzeit war Rom eine Millionenstadt; dann sank die Volks-
zahl mehr und mehr, sogar bis auf kaum 20 000. Seit 1870 ist es wieder ge-
wachsen und zählt jetzt knapp y2 Million Einwohner. Die Päpste ließen wenig
tun; es gab vor 1870 kaum eine Straßenbeleuchtung. Regelmäßig über-
schwemmte die Tiber große Stadtteile; niemand wehrte dem, niemand sorgte
für Reinigung; da war es kein Wunder, wenn Seuchen ausbrachen. Seit
1870 hat man manchen schmutzigen und verseuchten Stadtteil weggerissen und
gesündere Häuser dafür erbaut. Die verschiedensten Zeitalter kann man in
Rom nebeneinander sehen. Gebäude aus dem heidnischen, dem altchristlichen,
dem mittelalterlichen, dem neueren und neusten Rom. Das bereitet dem
Kundigen einen großen Genuß.
7. Neapel, Italiens größte Stadt.
Südlich von den pontinischen Sümpfen bildet die Küste zwei Golfe; der
kleinere ist der Golf von Neapel. An ihm liegt Neapel, die größte Stadt
Italiens, etwa so groß wie Leipzig. Die Ebene am Golf von Neapel ist eine
der gesegnetsten und schönsten Striche der Erde, das Paradies Europas, ein
Stück Himmel, das auf die Erde gefallen ist. Die Ebene gleicht der Po- und
Arnoebene, aber übertrifft beide an Fruchtbarkeit. Die Pflanzenwelt ist noch
südländischer. Weinstock und Ölbaum reifen hier ihre köstlichen Früchte.
Apfelsinen und Zitronen prangen nicht allein in Gärten, sondern sogar aus
den platten Dächern der Häuser. Lorbeer- und Myrtenbäume, Mandeln und
Feigen, Zypressen und andere südliche Gewächse erfreuen unser Auge. Die
Hitze des Sommers wird durch kühle Seewinde gemildert; ganz selten fällt