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1. Lehrbuch der Geschichte der Römer - S. 48

1881 - Frankfurt am Main : Diesterweg
48 Die Zwölstafelgesetze. Hi. § 25. Man wählte nach Ablauf eines Jahres aufs neue Decemvirn (darunter sogar 5 Plebejer), damit das Werk der Gesetzgebung vollendet werde. Auch diesmal stand der wiedererwählte, vornehme und kluge Appius Claudius an der Spitze des Zehnerrates. Er war, wie das ganze Geschlecht der Claudier, von Hochmut und Haß gegen die Plebejer erfüllt und suchte jetzt alle Rechte, welche diese im Laufe der Zeit mühsam errungen hatten, zu vernichten. Die Regierungsform des römischen Staates sollte eine von ihm geleitete Oligarchie werden. Er veranlaßte zunächst, daß statt, wie bisher^ abwechselnd je einer 10 Tage lang, jetzt alle Decemvirn die Abzeichen der höchsten Gewalt sich vorantragen ließen, so daß man nun 120 Amtsdienern mit Rutenbündeln und Beilen, f. § 19, in der Stadt begegnen konnte. Furchtbar wurde mit Kerker, Verbannung und Henkerbeil gegen alle Widersacher gewütet. Doch wurden die Gesetze der neuen Decemvirn auf weitere 2 Tafeln eingegraben und mit den 10 andern Tafeln zusammen die 12 Tafelgesetze*) genannt. Diese blieben bis in die kaiserliche Zeit die Grundlage alles bürgerlichen und peinlichen Rechtes. Uns sind nur einige Bruchstücke davon erhalten. Die Decemvirn legten ihre Macht nach verflossenem 2. Jahre nicht nieder. Da begannen die Äquer und die Sabiner wieder Feindseligkeiten. Bei dem gegen die Sabiner abgesandten Heere war ein alter Plebejer, Siccius Dentatus, der in 120 Schlachten sich ausgezeichnet und viele Verdienstkronen, s. § 80, erhalten hatte, jetzt aber durch freie Reden und Drohworte sich hervorthat. Diesen ließen die das Heer anführenden Decemvirn auf einem Streifzuge ermorden, als wäre er von Feinden überfallen worden. Die Soldaten aber ahnten die That, begruben den Ermordeten aufs ehren-^ vollste und wurden von Groll gegen die Zehnerherrschaft erfüllt. Als nun Appius Claudius, der mit einem Amtsgenossen die städtische Verwaltung hatte, sich einen schändlichen Eingriff in das Hausrecht erlaubte, brach die Empörung aus. Er wollte sich der schönen Virginia, der Tochter eines angesehenen Plebejers, bemächtigen und veranlaßte einen seiner Clienten, das Mädchen zu beanspruchen als eine in seinem Hause geborene Sklavin, welche dem Virginius fälschlich als seine Tochter untergeschoben worden sei. Schon wollte sich der Client der Virginia bemächtigen, als sie sich in eine Schule am Forum begab, während ihr Vater gegen die Äquer im Felde stand. Der Client schleppte sie vor den Richterstuhl des Appius Claudius. Mit Mühe erlangte ihr Verlobter, der ehemalige Volkstribun Jcjsuls, von einem Volkshaufen umgeben, daß sie bis zur Untersuchung der Sache bei der Mutter bleiben durfte. Als am folgenden Tage Appius Claudius dem Kläger das Mädchen zusprach, ergriff Virginius, welcher, während der Nacht benachrichtigt, herbeigeeilt war, das Messer von einer Fleischerbude am Markte und stieß es der Tochter ins Herz, um sie vor der Schande zu bewahren. Dann entfloh er mit dem blutigen Messer. Eine rasch zusammengelaufene Menschenmenge schützte sein Entkommen. Das Volk erhob sich sofort. Die Rutenbündel der Gerichtsdiener wurden zertreten, und Appius Claudius mußte verhüllt in ein Haus flüchten. Virginius entkam in das Lager am Algrdus, gewann hier die Krieger für sich, und das Heer zog, ohne sich um die Feldherrn zu kümmern, *) Die Ausbildung des Rechts zur Wissenschaft (Jurisprudenz) ist eines der Hauptverdienste des römischen Volkes, welches daneben nur noch die Kriegskunst zur höchsten Vollendung brachte.
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