1881 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Döring, Emilie
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iii. § 45. Marius und die Unruhen in Rom. 93
Bei den Aristokraten galten Catulus und Sulla als die Sieger.
Sie hatten im Mitteltreffen gestanden und mehr Feldzeichen erobert als Marius; das Volk aber schrieb diesem, dem Oberfeldherrn, das Hauptverdienst zu. — Die Volkspartei erstarkte jetzt wieder, da sie an Marlus einen mächtigen Führer gewann.
Gracchus hatte die Beamtengewalt, die ganz vom Senat abhängig geworden war, in ihre ursprünglichen Rechte wieder einsetzen, die Ratsversammlung aus der regierenden wieder in die beratende Behörde umwandeln wollen. Ebenso war es sein Bestreben gewesen, den Unterschied zwischen Bürgern, Bundesgenossen und Unterthanen allmählich auszugleichen. Diese Absichten nahm jetzt Marius auf.
Marius verband sich mit 2 Männern der Volkspartei, mit Lucius Apulejus Saturnrnus und Cajus Servilius Glaucia, welche ihm das 6. Consulat verschafften. Glaucia erhielt die Prätur, und Satur-ninus bewarb sich um das Tribunal: zuerst nicht zum Tribunen ernannt, ließ er einen der Gewählten noch am Tage der Wahl umbringen und setzte seine eigene Wahl durch. — Während des Consulatsjahres des Marius wurde der Staat von den heftigsten Bewegungen erschüttert. Marius war ein guter Feldherr, aber kein großer Staatsmann. Er suchte es mit beiden Parteien zu halten, der Regierungspartei und der Volkspartei. Satur-ninus machte eine Reihe Vorschläge zugunsten des großen Haufens. Am Ende des Jahres ließ Glaucia sogar nach der Neuwahl der Beamten den einen neugewählten Consul auf offenem Markte ermorden, um für sich selbst das Consulat zu erlangen. Jetzt ließ der Senat an die Consuln das Gebot ergehen, ohne Rücksicht auf die bestehenden Gesetze den Staat zu retten. So sah sich Marius genötigt, seine seitherigen Verbündeten zu verderben. Es kam zum Kampfe auf dem Markte, und die Empörer wurden auf das Capitol gedrängt, wo man ihnen das Wasser abschnitt und sie dadurch zur Unterwerfung zwang. Die Haupträdelsführer ließ Marius, 100 welcher sie. gern gerettet hätte, in dem Rathause einsperren. Die aristokra- v.chr. tische Jugend aber erstürmte das Haus und tötete alle. Die Aristokratie benutzte ihren Sieg auf grausame Weise. Marius hatte beim Volke alles Ansehen verloren und begab sich für einige Zeit nach dem Orient.
§ 46.
Der Bundesgenossenkrieg. Ausbruch des ersten Bürgerkrieges.
Marcus Livius Drusus der Jüngere*), ein bedeutenderund edeldenkender Mann, welcher dem höchsten Adel angehörte, suchte, unterstützt von einem großen Teil der Senatorenpartei, den Übelständen abzuhelfen, unter denen das römische Reich litt: 1. Die Provinzen verlangten nach gerechtem Gericht und Rechtsschutz. Die Ritter oder Kapitalisten waren die Steuerpächter in den Provinzen. Zugleich bildeten sie den Richterstand und sahen ihren Standesgenossen gern durch die Finger, ebenso waren sie den Bestechungen der Senatoren (des Beamtenstandes) zugänglich. 2. Die Proletarier und der verkommene Bauernstand forderten Abhülfe ihrer Not. 3. Die gedrückten'bund es genossen, gegen die jeder angesehene Römer sich die größten Willkürlichkeiten erlaubte, verlangten das oft verheißene römische Bürgerrecht.
*) Sohn de« Älteren f. § 43.