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1. Lehrbuch der Geschichte der Römer - S. 116

1881 - Frankfurt am Main : Diesterweg
116 Augustus. ui § 56. heiterer Friede auf seinem Gesichte, der einen großen Zauber auf seine Umgebung ausübte Seine großen und klaren Augen offenbarten die Schärfe seines durchdringenden Verstandes. ' Der Senat erteilte dem neuen Alleinherrscher nach und nach alle obrigkeitlichen Ämter, und in weiser Mäßigung begnügte sich Octavianns mit dem Besitze dieser Macht, ohne nach dem Königstitel zu streben. Er wußte mit seinem Ehrgeize und großen Stolze einfache Formen und Achtung vor dem Gesetz und Herkommen zu verbinden. Mehrere Male erklärte er im Senate, die Herrschaft niederlegen zu wollen und nahm sie erst auf dringendes Bitten wieder an. Er behielt den Namen Cäsar oder Kaiser als Bezeichnung seiner Person und Würde bei. 29 v. Chr. erhielt er den Titel Imperator auf Lebenszeit. Die Stellung als Präsident des Senates (prmceps senatus) machte ihn zum Leiter der Staatsverwaltung und das Wort Princeps (Prinz) erhielt deshalb nach und nach den Begriff fürstlicher Gewalt. Octavian erhielt auch den Ehrennamen Augustus (d. i. der Erhabene, Heilige), mit welchem wir ihn jetzt nennen. Dieser Name wurde ihm zu Ehren später auf den 8. Monat übertragen. Im Jahre 23 v. Chr. erhielt er die tribunicische Gewalt auf Lebenszeit. Senat und Volksversammlung blieben zwar bestehen, in Wirklichkeit hing aber alles von dem Willen des Herrschers ab. — Die eigentlichen Ratgeber des Augustus waren: der edle Marcus Vipsanius Agrippa, Cajus Cilnius Mäcenas und Marcus Valerius Messäla, welche beiden letzteren zu den gebildetsten Männern ihrer Zeit gehörten und Schützer der Künste und Wissenschaften waren. Der Name des Mäcenas wurde in dieser Beziehung sprichwörtlich.« Der Stadt-Präfekt oder Gouverneur von Rom erhielt eine besondere Bedeutung, denn er vertrat den Kaiser in allen polizeilichen Angelegenheiten und handelte in seinem Namen. — Noch wichtiger als der Stadt-Präfekt wurde nach und nach der Präfekt der Prätorianer oder 3>er kaiserlichen Leibwache. Am meisten gewannen die Provinzen durch die Einführung der Monarchie, denn da die Statthalter fortan aus der Staatskasse besoldet wurden, hörten die Erpressungen der senatorischen Nobilität auf. — Das romifcbe Reich umfaßte jetzt alle Kulturvölker der damaligen Welt und reichte vom atlantischen Ocean bis zum Euphrat und von der Donau bis zum Atlasgebirge und den Wasserfällen des Nil. Es bestand in der ersten Kaiserzeit aus 25 durch Heerstraßen mit Rom verbundenen Provinzen und zählte etwa 100 Millionen Bewohner. Die Grenzen wurden durch stehende Heere geschützt. Der Anlegung von Straßen und öffentlichen Bauwerken widmete Augustus eine besondere Thätigkeit. Sein Freund Agrippa erbaute das berühmte Pantheon, s. A. 1. Es entstand überhaupt eine solche Anzahl Prachtbauten, daß Augustus sich rühmen konnte, er habe eine Ziegelstadt übernommen und hinterlasse eine Marmorstadt. — Von Augustus an war der Palatin der Sitz der Weltherrschaft, indem sich die kaiserliche Burg auf diesem Berge befand. Der Name Palatium wurde daher auf alle fürstliche Wohnungen übertragen. Uber einen großen Teil des Reiches verbreitete sich jetzt äußerer Wohlstand und ein behagliches Dasein; leider aber ward auch Selbstsucht die alleinige Triebfeder aller Handlungen bei den einzelnen Bürgern, welche gleichgültig gegen Freiheit und Ehre wurden und sich nicht mehr um die Staatsgeschäfte kümmerten. Anmerk. 1: Das Pantheon ist der großartigste Rest der römischen Baukunst. Agrippa ließ es 26 v. Chr. von einem römischen Baumeister (Valerius
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