1893 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
Ii. Hemmungen und Förderungen der Reformation 1522—46.
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testanten“), in der sie gegen die Beseitigung des Beschlusses
von 1526 Einspruch erhoben und erklärten, in religiösen Dingen
Mehrheitbeschlüsse nicht für verbindlich erachten zu können.
y) Zwingli und die Spaltung im Protestantismus.
Nun wäre völlige Einigkeit für die Protestanten das erste Bedürf-
nis gewesen. Aber einerseits war man unter dem Einflüsse des
einseitigen und doch grofsartigen Idealismus Luthers darüber
schwankend, ob man selbst im Palle eines Angriffes durch den
Kaiser sich auch nur verteidigen dürfe; andrerseits war man
auch in der religiösen Auffassung nicht mehr einig. Huldreich
Zwingli, geb. 1. Jan. 1484 in dem Toggenburgischen Alpendorfe
Wildhaus als der Sohn des Ammanns, nach einer glücklichen
Jugend zu Wien und Basel humanistisch gebildet, seit 1506
Pfarrer in Glarus, als Feldprediger in Italien Zeuge des entsitt-
lichenden Einflusses der Reisläuferei und des fremden Goldes,
seit 1516 Leutpriester in Einsiedeln (in Schwyz), seit 1519 Pre-
diger am großen Münster in Zürich, war im wesentlichen durch
humanistische Studien, insbesondere beeinflufst von Erasmus,
zum Reformator geworden. Nach dem ersten Konflikt mit dem
Ablafsprediger Samson (1519) begann die Reformation in Zürich
seit 1523 und fand, zum Teil nach erbitterten Kämpfen, Eingang
in Basel (Ökolampadius), Bern, Schaffhausen, Appenzell, Glarus,
Graubündten, während besonders die inneren Kantone Schwyz.
Uri, Unterwalden, Luzern, Zug katholisch blieben. Als Theologe
radikaler und nüchterner als Luther, was namentlich in der Abend-
mahlslehre hervortrat, hielt er, der Republikaner, an dem Prinzip
der Machtvollkommenheit der Gemeinde fest; auch trägt seine
Reformation neben dem religiös-kirchlichen einen staatlich-natio-
nalen Charakter. Im Gegensätze zu dem unberechtigten Über-
gewicht der Urkantone in der Bundesverfassung wollte er, in
Wahrheit ein grofsartiger Geist, der Schweiz eine Verfassung
geben, deren Verwirklichung erst unser Jahrhundert gesehen hat.
Seine religiöse Auffassung hatte in zahlreichen süddeutschen
Städten (in Strafsburg durch Butzer und Capito) Eingang gefun-
den. Da die Wittenberger sich gegen dieselbe ablehnend verhiel-
ten, versuchte Philipp von Hessen eine Einigung herbeizuführen;
aber dieser Versuch scheiterte auf dem Religionsgespräche zu