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1. Heimatkultur in der Schule - S. 23

1914 - Langensalza : Beltz
Heimatkultur im Dienste der Persönlichkeitsbildung. Individuums ist um so größer, je fester diese Kreise selbst geschlossen sind, je inniger also ihr Gemeinschaftsleben ist und je mehr die Einzelnen mit dem Ganzen verschmolzen sind." (Lange.) Vorstellen, Fühlen, Wollen ist heimatlich bedingt, so daß der Charakter der Menschen ein ganz bestimmtes lokal begrenztes Kolorit erhält. Griechische Heiterkeit und römische vor- nehmheit, griechischer Philosophengeist und römischer Rechtssinn, lassen sie sich nicht leicht aus der Lage des Landes und aus seiner Beschaffenheit ableiten? peschel in seiner Völkerkunde und Riehl in seiner Naturgeschichte des Volkes haben über diese Idee treffliche Gedanken veröffentlicht. D. ßeimathultur im Dfenfte der Persönlichkeitsbildung. Zwischen der Linzelpersönlichkeit und der Gemeinschaft bestehen eine Menge der engsten Beziehungen,' teils rvirkt die Gesellschaft fördernd, teils hemmend ein auf das Individuum, teils empfängt und leidet die Genossen- schaft durch den Einzelnen. Zunächst beherrscht der Egoismus jeden Menschen. Daß die andern Menschen auch Rechte haben, wie er, fällt ihm schwer zu erkennen und anzuerkennen. Die Gemeinschaft schraubt aber den Egoismus eines jeden Einzelnen auf ein Minimum bezw. Maximum zurück, das sie nicht erlaubt zu überschreiten und läßt dem Einzelnen doch noch hinreichend Spiel- räum, seinen Egoismus über ein normal ethisches Maß hinaus zu betätigen. Nur die Gemeinschaft schafft die Persönlichkeit nach dieser Seite, nur sie schleift die Ecken und Spitzen ab. Sehr schwer fällt es dem Kinde, sich hineinzudenken in seine Mitmenschen - hineinfühlen kann es sich schon besser. Rber auch dieses Fühlen hat im Alltagsleben eine enge Sphäre, denn die meisten sind nur zu sehr mit sich selbst beschäftigt und haben vollauf mit sich zu tun, so daß all ihr Empfinden, all ihr Denken nur mit ihrem Ich zu schaffen hat. Daher liegen die Kinder immer in Konflikt mit der Gemein- schaft, und es ist nur gut, daß die Schule eine Assoziation von lauter solchen Egoisten ist, die darauf gerichtet sind, sich kennen zu lernen, hier in dieser Gemeinschaft lernen sie, daß man in der Welt nicht auskommt, wenn man nur das selbstische Ich zum Maßstab aller Erscheinungen und Vorkommnisse machen will, viele Menschen kommen freilich von dem Standpunkt der Selbst- sucht niemals los. Zur Anerkennung dieser Gemeinschaft und zur Be- wertung derselben kann der Grund darum nicht früh genug und der Rnker nicht tief genug gelegt werden. Darum müssen wir im Kulturunterricht von vornherein den Menschen in seiner Hrbeit und seinem Gemeinschafts- leben zum Prinzip erheben. Familie und Stadt, heim, Straße, Umgebung, Arbeit, Erholung und Spiel müssen Gesichtspunkte für Stoffauswahl und Stoffolge abgeben. Nur innerhalb der Gemeinschaft lernt der eine den andern kennen nach seinem Denken, Fühlen, Wünschen und Wollen, nach seinen Bedürfnissen und deren Befriedigung. Daß die Schule selbst eine Ge- meinschaft verkörpern müsse, ist ohne weiteres klar. Die Erkenntnis kann sich nicht früb genug Bahn brechen, daß dem Einzelnen durch die Kultur- gemeinschaft in der Betätigung seines eigenen Ichs Schranken auferlegt werden müssen, daß jeder Einzelne in seinen Wünschen einen pflock zurück- stecken mutz, ttietzschizismus ist Anarchismus. Unserm Ich stehen andere Ichs entgegen, die auch ein Recht auf die Welt haben. Dieses Aufgehen in der Gemeinschaft kann nur erzielt werden durch einen Unterricht, wie wir ihn im Rüge haben. Innerhalb der Gemeinschaft hat der Einzelne
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