1914 -
Langensalza
: Beltz
- Autor: Kubbe, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
vv Die Heimat in kindlicher Auffassung.
Friedrich - Wilhelms - Garten vorbeigegangen. Aber noch nie hat ihm Ur-
vater gesagt, was hier für ein haus sei, und gefragt hat flute nicht. Hute
fragte nicht viel, das hatte ihm seine Mutter abgewöhnt.
Wie war er erstaunt über die schönen Blumen, die so in zierlichen, ge-
wundenen Reihen standen, und über die Teppichbeete von lauter Blumen,,
die vor dem Eingang zum Gewächshause standen. „Das ist eine Tabak-
pflanze," sagte der Lehrer und zeigte auf eine großblätterige Staude mit
schneeweißen Blüten. ,,Werden denn davon Zigarren gemacht?" fragte ein
kleiner Junge. ,,Gewiß, ganz recht," antwortete der Lehrer, „wie der
Franz raten und treffen kann." Im portal des Gewächshauses gab deo
Lehrer seinen Spazierstock ab. flute konnte sich wohl denken, warum
das geschehen nutzte. Durch eine Doppeltür ging es in das Palmenhaus.,
flu, waren da aber hohe Bäume! fllle Wetter, hatten die Blätter. Da konnte
man ja in ein solches Blatt fluten und seine Schwester einwickeln. So ein.
Palmenblatt hätte er zu gern gehabt, damit sollten ja die Neger ihre Zelte
bedecken. Die Palmenblätter konnten sie auch getrost als Sonnenschirm
benutzen. Ob auch Tiere solche Blätter fraßen? Wunderbar, so eine Palme
hat einen langen, schlanken Stamm und keinen einzigen Zweig, und oben
am Ende sitzen alle Blätter und bilden einen Niesenstrauß. „Was ist denn
das? Da rief ja einer Lora, und die Klasse war doch mindestens so still
wie in der Schule," dachte flute. Laut rief es: „Guten Tag." flha, da an.
der Rückwand war ein Vogelkäfig. Drei Papageien und vier Tauben waren,
darin, flute schaute nur immer nach den Papageien. Der grüne Bursche
war lebendig, er hatte keine Ruhe. Er kletterte auf und ab, biß in den
Draht des Käfigs, turnte an seiner Schaukel, es mußte ihm dort gar nicht
behagen. Sein weißer Kamerad hatte die flugen geschlossen, er träumw
wohl von seiner Heimat und von der goldenen Freiheit. Der rote Geselle
schwatzte in einem fort, als wollte er dadurch sich und uns unterhalten.
Weiter ging's, eine Treppe hinan, und man konnte den Palmenwald
von oben besehen. Das war eine Lust. Aber es wurden fluten doch so eigen-
tümlich. Was war das nur? flch so, es war hier so schwül, so warm und-
so naß. So nutzte es wohl dort immer sein, wo die Palmen herstammen.
Wunderbare Bäume! Die wachsen hier nur in einem Hause. Wenn man sie
ins Freie pflanzt, dann erkälten sie sich und sterben, „hier ist eine Kokos-
nutz, eine ganz richtige Kokosnuß!" rief Ernst, flutes Freund, und alles
strömte dorthin, wo die grotze, grüne Nutz zu sehen war.
Jetzt kamen sie an die blaue Grotte, hier gefiel es dem kleinen fluten
ganz besonders. Ganz blau sah hier die Luft aus, aber tiefblau, dunkelblau.
Woher kommt das nur? War da etwa irgendwo blaues Glas? Einige wollen,
so etwas gesehen haben.
Nun stiegen sie auf der anderen Seite wieder die Treppe abwärts.
Überall pflanzen, überall Blumen. G diese schönen Farne! Und die zahl--
losen Kakteen! flm meisten aber erfreute unsern kleinen Freund das-
Aquarium. Dort wäre er gern noch viel länger geblieben. Still lagen die
großen Krokodile im Sande. Aber jetzt steigt eins ganz behutsam ins
Wasser, taucht unter, schließt die Augen und sperrt seinen großen Nachen
auf, als es wieder hervorkommt. Aute wurde ordentlich angst. Träge
schleichen große und kleine Schildkröten dahin, die einzigen Genossen der
bepanzerten Niesen. Lange stehen die Kinder und beobachten. Nun aber.'