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1. Heimatkultur in der Schule - S. 80

1914 - Langensalza : Beltz
80 Die Heimat in kindlicher Auffassung. den Heimweg. Rlles war nun still geworden. Sogar die Frösche hatten ihr (Huaken eingestellt und waren zur Ruhe gegangen, fluch die kleine Amsel schlief wohl schon. Nur die Goldfische zogen im Wassser ihre schim- mernden Kreise. Ich freute mich schon auf morgen Rftend, da wollten wir wieder nach dem Luisengarten gehen. 62. Platzkonzert. Ruf dem Fürstenwall ist heute mittag von 12—1 Platzkonzert. Schon von V212 ab warten die Leute, weil jeder in der Nähe der Musik stehen will. Ris ich auf den Platz komme, herrscht hier schon ein solches Leben und Treiben, daß ich mir nur mit Mühe einen Weg durch die Menge bahnen kann. Ei, da sehe ich schon in der Ferne die helmspitzen der Musiker auftauchen. Sein Instrument unter dem Rrm, begibt sich jeder Musiker nach der Konzertstelle. Schnell hat die Musik Rufstellung genom- men, und bereits liegen die Noten zu dem ersten Stück auf den zusammen- legbaren Pulten. Rn einem Baume des Walles wird eine schwarze Tafel befestigt, von der können die Leute ablesen, was gespielt wird. In der Mitte der Musiker steht der Musikmeister in seiner schmucken, glänzen- den Uniform. Jetzt klopft er mit seinem Taststock an sein Pult — alles ist ruhig. Tr hebt den Taktstock in die höhe und läßt ihn wieder hinunter- schnellen. Sogleich setzt die Musik ein. Zuerst wird ein flotter Marsch gespielt, hei, wie gut es sich danach marschieren läßt! Man braucht nur nach den Schlägen der pauke zu hören und die Beine danach zu setzen. Ich gehe darum nach der Musik auf und ab. Das Gedränge ist jetzt so groß geworden, daß man unmöglich zur Musik gelangen kann. Weil ich so klein bin und mitten unter den Menschen stehe, kann ich die bunten Uniformen gar nicht mehr sehen. Rha, jetzt kommt ein Schutzmann, der will Ordnung schaffen. Er fordert die herumstehenden Zuhörer auf, langsam auf und ab zu gehen und in der Mitte des Weges einen Gang frei zu halten, damit man hindurch kann. Wer trotzdem stehen bleibt, den bringt er aber schleunigst zum Weitergehen. Langsam schiebt sich jetzt die Menge an mir vorbei. Wie das flutet und drängt! Es ist ja heute Sonntag, und da ist alles auf den Beinen. Vor mir gehen einige Schüler. Ihre bunten Mützen leuchten weithin durch die Menge. Bei dem prächtigen Sommerwetter sind die meisten Damen weiß gekleidet, und auch einige Herren haben weiße Sommerhosen angezogen. Und was für prächtige Kleider und Rnzüge ich hier sehe! Jetzt bin ich bei meinem Wandern soweit von der Musik hinweg gegangen, daß ich sie nur noch schwach höre. Rls ich wieder in der Nähe der Musiker bin, spielt gerade einer ganz allein auf einer Trompete. Vater hat mir schon gesagt, daß man das ein Solo nennt. Wie fein hörte es sich zu! Es hatte allen so gut gefallen, daß der Trompeter es noch einmal spielen mußte. Jetzt hatte ich mir einen Platz dicht bei der Musik erobert. Ich sah nach der schwarzen Tafel. Rch, wie schade, es wurde jetzt bereits das letzte Stück gespielt. Das war wieder ein feiner Marsch. Dann klappten die Musiker ihre Pulte zusammen, legten die Noten in ihre Mappen und verließen den Platz. Langsam ging ich dann mit den andern Leuten nach Hause. Rm Mittwoch sehe ich in der Zeitung nach, wo das nächste Platz- Konzert ist. Dann gehe ich wieder hin.
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