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1. Heimatkultur in der Schule - S. 86

1914 - Langensalza : Beltz
86 Die Heimat in kindlicher Auffassung. der Wind pfiff aus dem letzten Loche. Immer leiser erklang des Blümchens Glöcklein. Kber hier und da guckte verstohlen ein Frühlingsbote aus der düstern Erde und wollte sehen, ob der Frühling schon da sei. „Wie lange bin ich schon auf der Welt?" raunte es dem kleinen Blaublümlein gu, das sich hinter dem knorrigen Stamm eines Apfelbaumes versteckt hatte und vorsichtig sein Köpflein hob und um den Baum luchste. „Willkommen! du kleiner Langschläfer, du sollst mir helfen die Zeit vertreiben. Laß uns halt ein bissel schnacken!" Dann aber hörte es, wie die Rinder einander zuflüsterten: „(Ein niedliches Blümchen, das Schneeglöckchen, mit dem säubern, weißen Kleidchen! Wie freundlich und zutraulich es nickt! Das darf man nicht abpflücken." „Wollen wir das Blümchen nicht mit allen den Würzelchen ausgraben, in einen Topf setzen und mit in die warme Schulstube nehmen?" fragte das Fräulein. Das taten sie. Kber >dem Schneeglöckchen wurde da drinnen so bange. Bald ließ es sein Köpfchen hängen und kroch wieder in die Erde. 68. Ein Bote des Frühlings. „Vir wollen einmal hinunter in den Schulgarten gehen und schauen^ was da schon vom Frühling zu sehen ist," sagte die junge Lehrerin zu de?z kleinen Mädchen 'der sechsten Klasse der Schule an der Leipzigerstraße. Sie hängte iden pelz um und setzte den Winterhut auf. Die Kinder eilten zu den 'Kleiderhaken, zogen die Mäntelchen und Jacken über und stülpten die Kappen und Häubchen aus. Wie lautlos und ordentlich das alles ging, und wie inständig sie sich zu dreien aufstellten! Da stand im Schulgarten ein kleines, feines Schneeglöckchen, hier noch eins, dort auch! viel waren es aber nicht. Noch war es Winter, die Luft kalt und scharf und schneidend der Wind. (Db es nichts spürte von der Kälte und dem rauhen und bösen Winde? „Du bist viel zu früh gekommen!" pfiff dieser und wackelte an Schneeglöckchens Stengel, schaukelte es hin und her und warf es, daß ihm angst und bange ward. „Dich will ich schon umkriegen, dich kleines Ding", heulte er ärgerlich und blies mit vollen Backen gegen das weiße Glöckchen. Kber das liebe Blümchen stand sest, so sest wie der stärkste Baum, es hielt sich ja sest mit einer dicken, saftigen Zwiebel, die tief in der Erde steckte. „Oer Bösewicht kann dich schon lange nicht umreißen," flüsterte die Sonne, die eben zwischen den düstern, schwarzen Wolken hervorlugte und das lieb- liche pflänzchen küßte und streichelte. „Er mutz dein Glöcklein schwingen, daß alle deine Schwestern es hören und aus ihrem Winterschlaf erwachen. Läute nur immer zu, der Böse soll dich nicht zerbrechen, du bist doch so biegsam und schmiegsam! Wie freue ich mich, daß du gekommen bist! Wenn mich der Schnee sieht, dann kriecht er in die Erde, und wenn mich das Eis erblickt, wird es so angst, daß ihm der Schweiß nur so am Leibe herab- rinnt." „Es ist doch noch recht kalt, nicht wahr Annemarie," sagte das hübsche Fräulein zu einem kleinen Mädchen mit einem blauen Näschen, daß so aufmerksam das kleine Frühlingsblümchen betrachtete. Bei Kastellans dampfte der Schornstein, da schien es warm und gemütlich zu sein, denn dicke Tropfen perlten lange Rinnen am schwitzenden Fenster. „Das ist aber recht einsam hier für dich, du kleiner Bote des schönen Frühlings, und du hast dich schon so leicht und luftig angezogen, eine Schwalbe macht noch keinen
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