1913 -
Gießen
: Roth
- Autor: Backes, Karl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Groß-Gerau
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6.
700 Katholisch und wenig Juden), wenige Minuten vom Mainufer am
Treffpunkt der Eisenbahnlinien Mainz—frankfurt und Mainz—darm-
stadt gelegen. Sein Güterbahnhof ist fast 4 km lang und einer der größten
Deutschlands, Hn manchen Tagen werden hier bis zu 7000 Wagen be-
fördert. Zahlreiche Bewohner Bischofsheims stehen daher auch im Dienste
der Eisenbahn, viele suchen in den nahen Fabriken und in Mainz Be-
schäftigung, nur wenige sind Landwirte. Bischofsheim war der Sitz einer
alten Gerichtsstätte. Seine Geschichte ist mit der von Mainz seit alters
verbunden, auch nach dem Übertritt der Bischofsheimer zur protestantischen
Kirche und der äußeren Loslösung von Kurmainz. Stand doch bis vor
nicht zu ferner Zeit die Hälfte der Unterhaltungskosten der protestantischen
Kirche zu Bischofsheim zu Lasten des Mainzer Domkapitels. Im Dreißig-
jährigen Krieg hatte das Dorf und die ganze Gegend durch Wallensteins
rohe Werber, die Scharen Mansfelds und Tillys, den Markgrafen von
Braunschweig, die Schweden und die Franzosen, Hungersnot, Pest und
Tod Unsagbares zu leiden. Selbst das Stroh aus den Betten fraßen
die fremden Pferde. In den Revolutionskriegen erfolgten abwechselnde
Besitzergreifungen durch die Truppen verschiedener Herren. Die früher
bedeutungsvolle Fähre oberhalb der Rheinbrücke nach Weisenau verlor
ihre Bedeutung, als Johann Philipp von Schönborn 1661 unterhalb der
Mainmündung eine Schiffbrücke über den Rhein erbauen ließ, und ist seit
mehr als 100 Jahren außer Betrieb.
b) Der mittlere Teil. Gerauer Land. Ehemals Isenburger
Besitzungen.
1. Im Mittelpunkt des Kreises liegt das „Gerauer Land". Die Kreis-
Hauptstadt Groh Gerau zählt unter 5600 Einwohnern 650 Katholiken
und wenig Juden. Günstige Bahnverbindungen mit Darmstadt, Mainz,
Wiesbaden, Frankfurt a. M., Mannheim und Worms bieten Gelegenheit,
rasch und billig nach großen Städten und Gegenden von hervorragend land-
schaftlicher Schönheit zu gelangen. Ein Scherzwort behauptet, der Haupt-
reiz des freundlichen Städtchens bestehe darin, daß man leicht und schnell
wieder fortkommen könne. Den älteren Teil Groß-Geraus umfließt der
„Graben", eine Zweiteilung des Mühlbaches. Zu beiden Seiten dieses
Wassergrabens liegen fruchtbare Gärten. Die natürliche Lage des ehe-
maligen Reichsdorfes bedingte in früherer Zeit eine langsame Vermehrung
der Bevölkerung. Infolge der günstigen Bahnverbindungen aber hat
sich die Einwohnerzahl in den letzten 30 Jahren verdoppelt, und eine be-
deutende Industrie konnte sich entwickeln. Eine Zuckerfabrik verarbeitet
die Erzeugnisse des Rübenbaus, die Glfabrik gewinnt aus den Früchten
der Glpalme Futterkuchen und Palmöl, eine Konservenfabrik sendet die