1914 -
Gießen
: Roth
- Autor: Heusohn, Karl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Büdingen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
steine, viehtröge und Bausteine in die Welt gehen. Im Tale liegt die Papier-
mühle, gegenwärtig (Ölmühle und Holzschneiderei, weiter oberhalb der
Hammer, einst eine Eisenhütte, jetzt Kofferbeschlägefabrik. hier im Tal lag
vor Jahrhunderten das Vors Schmitten, dessen Bewohner nach Schmalkal-
den verzogen sein sollen, von der Papiermühle führt ein Fußpfad nach
dem nahen Jägertal, einer prachtvoll gelegenen Waldwiese mit fürstlichen
Schießständen.
Nach Süden zieht sich vom Mühltor aus die Gymnasiumstraße. hier
steht das Ureisamtsgebäude und das im Jahre 1878 aus Sandstein erbaute
Wolfgang-Ernst-Gymnasium. hübsche Gebäude sind auch in der neu ange-
legten Brunostraße (benannt nach dem im Jahre 1906 verstorbenen Fürsten
Bruno) zu sehen. Dort steht das im Jahre 1910 errichtete Volksschulgebäude,
eine wahre Zierde der Stadt. Km südlichen Ausgang von Büdingen stand
vor Zeiten eine Saline, deren Betrieb nach hundertjährigem Bestand (1830)
eingestellt wurde,' die übriggebliebenen Gebäude dienen jetzt landwirtschaft-
lichen und anderen Zwecken. Nach ihr hat der hier angelegte Salinenhof
seinen Namen.
Nur wenige Minuten vom Kreisamt entfernt erhebt sich der lvilde-
stein, eine Partie von riesigen Basaltmassen, die in grauer Vorzeit als flüssige
Lava den Sandstein durchbrochen haben und erkalteten, von da genießt
man einen bezaubernden Blick auf Büdingen mit seinen wohlerhaltenen Be-
festigungsanlagen, seinem altersgrauen Schlosse und seiner reizvollen Um-
gebung. Ein bequemer Waldweg führt vom Wildestein zum fürstlichenjagd-
schloß Tiergarten im Salzbachtale, welches 1671 durch den Grafen Johann
Ernst von Isenburg-Büdingen erbaut wurde und dem Fürsten von Büdingen
zum Sommeraufenthalt dient. Der angrenzende Gutshof ist verpachtet' nahe
dabei breitet sich ein 20 Morgen großer Karpfenteich aus. Weiter oben
steht im Walde an der Easimirhöhe ein einfaches Jagdhaus und nicht weit
davon an der alten Neffenftraße die mächtige Uönigseiche. von ihr erzählt
die Sage, der Kaiser Friedrich Barbarossa habe sich von Gelnhausen aus
im großen Büdinger Wald auf der Jagd verirrt und hier einen Köhler
getroffen, der ihn auf den rechten Weg gewiesen habe. Zum Dank dafür
habe ihn der Kaiser zum Ritter geschlagen und ihm als Wappen zwei
schwarze Balken im weißen Felde gegeben, weil der Köhler bei der Wahl
des Wappens mit zwei rußigen Fingern durch den Schnee gefahren war.*)
Die Nachkommen dieses Köhlers seien die Grafen von Büdingen. 5ln die
Zeit, in welcher das holz in dem großen Büdinger Walde verkohlt und in
den benachbarten Eisenhämmern verbraucht wurde, erinnert auch der
*) Bild im gemalten Saale des Schlosses zu Büdingen.