1914 -
Gießen
: Roth
- Autor: Storch, A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Friedberg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Kreis Friedberg.
(Größe: 572,37 qkm. Einwohner 74182.)
I. Lage, vodengestalt, Bewässerung, Bodenertrag.
Der Kreis Friedberg ist einer der sechs Bezirke der hessischen Provinz
Gberhessen und zwar derjenige, der die Südwestecke ausfüllt. 3m Horden
stößt er an den Kreis Gießen, im Osten an Büdingen, im Süöen und
Westen umklammert ihn die preußische Provinz Hessen-Nassau. Während
er mit seinem Flächeninhalt von 572,37 qkm an dritter Stelle erscheint,
ist er mit seiner Einwohnerzahl von nahezu 75000 der zweitgrößte der pro-
vinz. Mit Büdingen gehört er zu einem Wahlbezirk des deutschen Reichstages.
Das Dorf Kirchgöns im alten Amt ,,Hüttenberg" bildet den am
meisten nach Norden vorgeschobenen Grt, während die Stadt Vilbel, ganz
in der Nähe der einstigen, freien Reichsstadt Frankfurt a. M., der südlichste
Punkt des Kreises ist. Er wird von der hügeligen, fruchtbaren Wetterau
ausgefüllt, zu der auch gewöhnlich noch der von Ossenheim nach Süden
ziehende Teil des Niddatales gerechnet wird. Die erwähnte Gegend, die
ihren Namen von dem vogelsbergflüßchen ,,Wetter" erhalten hat, erscheint
als eine muldenförmige Einsenkung zwischen dem Basaltkegel Vogelsberg
und dem waldreichen, nördlich vom Main in das Nheinknie ziehenden Tau-
nus. — Man nimmt an, daß nordöstliche Teile dieses Gebirges eingesunken
sind und mit Wasser bedeckt wurden. In den See setzten die einströmenden
Gewässer Ton, Sand und Kalk ab, wodurch sie ihn nach und nach ausfüllten.
Huf dem schlammigen, außerordentlich fruchtbaren Boden wuchsen üppige
Wälder, die aber bei gewaltigen Überschwemmungen in die Tiefe sanken.*)
Darüber breiteten sich an manchen Stellen die vom Vogelsberg sich herab-
wälzenden Lavamassen, die zu Basalt erhärteten. Dieser verwitterte und
ließ den Lehm entstehen, der sich mit dem vom Winde herbeigewehten Sand
oder Löß vermischte, der ebenfalls verwitterte. Die untergegangenen Wäl-
der wurden zu Braunkohlenlagern, die an manchen Stellen, z. B. bei Wöl-
fersheim (früher auch bei Melbach) ausgeschürft werden und gutes
Brennmaterial liefern. Dieses unterhält bei genanntem Grte auch die
Feuerungen der Dampfmaschinen für das einen großen Teil der Provinz
mit Licht und Kraft versorgende Elektrizitätswerk.
*) s. auch: Gtfried praetorius: Landeskunde des Großherzogtums Hessen 1913.
Heimatkunde Nr 11, 1