1914 -
Gießen
: Roth
- Autor: Storch, A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Kreis Friedberg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch.
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düsterer Unglückstag für Friedberg. Furchtbare Greueltaten oerübten die
Franzosen, die sogar die Stadtkirche plünderten.
5lls Napoleon I. zu Anfang des 19. Jahrhunderts seine rechtsrheini-
schen Bundesgenossen mit den Gebieten der freien Reichsstädte, den geist-
lichen Besitzungen und den Gütern der kleinen Kdeligen zu entschädigen
suchte, kam im Jahre 1802 die Stadt an Hessen, die Burg vier Jahre
später. Deren völlige Abtretung erfolgte 1817. Nun wurde Friedberg ein
hessischer Garnisonsort und blieb es bis zum Jahre 1870. Stadt und Burg
verschmolzen 1834 zu einem politischen, 1837 zu einem kirchlichen Gemeein-
wesen und gingen in den nun folgenden besseren Zeiten neuer Blüte ent-
gegen. (Siehe 1. Abschnitt.)
Bad-Nauheim.
(5700 Einwohner, 35000 Kurgäste.)
(Es ist ein wunderbares Städtebild, das sich dem Beschauer darbietet,
wenn er vom Tempel des Friedberqer Schiokaartens nach der berühmten
Badeftabt blickt.
Über das Häusermeer ragen die Türme der Kirchen, von welchen
mehrere in der Neuzeit entstanden sind, wie die evang. Dankes-, die katho-
tische Bonifatius- und die englische Kirche.
Im Westen lehnt sich die vornehme Stadt an den Taunusausläufer Jo-
hannisberg und breitet sich nach Osten bis zu den Geleisen der Main-
Weser-Bahn aus. Gleich einem mächtigen, grünen Wall lagert sich der park
um die Häuserviertel und Straßen, hinter den Matten stehen der dichten
Buschwerke dunkle Wände, und schattige Rlleen durchziehen den Kunst-
wald. vom lieblichen See drüben leiten einzig schöne Neuanlagen zum
Frauenwald und durch den Donnersgraben zur turmgeschmückten
höhe empor, von der man auf der anderen Seite heruntersteigt zum
hehren Eichendome. Doch wir rasten noch einen Augenblick und schauen
über die Zeilen und Plätze, über die Wiesen und Wipfel hin. Die Kbend-
sonne vergoldet das herrliche Bild, das in den Fluren der gesegneten Ru
und den Mauern und Türmen der aufstrebenden nahen Kreisstadt eine
liebliche Fortsetzung findet. Da dringt an unser Ghr die Glockenharmonie
der Dankeskirche, und weihevolle, andächtige Stimmung zieht in unser
herz.---
Rn drei hervorragenden, durch die Kunst verschönten Orten spielt sich
das eigentliche Kurleben ab. — Dort in den prachtvollen Wandelhallen
der Trinkanlagen werden die Heilwasser des Kur- und Karlsbrunnens
sowohl wie die des auf dem Wege nach Friedberg liegenden Lud-
wigs-, des Schwalheimer Sauerbrunnens und der Löwenquelle gereicht.