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1. Die im Westen und Osten besetzten Gebiete in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung - S. 485

1916 - Leipzig : List & von Bressensdorf
485 Die im Westen und Osten besetzten Gebiete. § 411. Noch bedeutender als nach der Fläche erscheinen die eroberten Gebiete nach der Eiuwvh»erzähl, da es sich um die dichtestbesiedelten Gebiete Frankreichs und Rußlands und um Belgien, den dichtestbevölkerten Staat Europas, handelt. In Frankreich macht das eroberte Gebiet der Fläche nach nur 3,9°/0, der Einwohnerzahl nach aber 8,25% aus, in Rußland entsprechend 5° 0 und 13,5°/0. Und die dichte Besiede- lung ist der Ausdruck einer hohen wirtschaftlichen Kultur. (Französische Kammer- abgeordnete erklärten im Januar 1916, daß das besetzte Gebiet der Fläche nach zwar nicht ganz V20 von Frankreichs Fläche, aber ein Viertel des französischen National- Vermögens ausmache. Das entspricht, bei Annahme eines französischen Gesamt- Vermögens von 369 Milliarden, einen: Wert von W Milliarden.) Daß unsere Feinde diese wertvollen Gebiete, einschließlich des fruchtbaren und industriellen Belgiens, verloren, schwächte ihre Kriegskraft ganz erheblich, während uufere Leistungsfähig- ~ feit durch die Besetzung dieser Gebiete gestärkt wurde. Nordfrankreich. § 411. Die Kcker- und Gartenkultur ist in dem besetzten, sehr fruchtbaren Nord- frankreich außerordentlich hoch entwickelt. Unsere feldgrauen Landleute sind von der Fruchtbarkeit dieses Gebietes des Lobes voll, wenn sie auch meinen, daß sich bei besserer Bearbeitung noch viel reichere Erträge erzielen ließen. Fördernd für die Entwicke- lung der Bodenkultur dieses Gebietes war der Umstand, daß es in der dicht sitzenden Jndustriebevölkerung einen sehr aufnahmefähigen Markt hatte. Die reichen Ernten Nordfrankreichs kommen nun dem deutschen Heer, dessen Arbeitersoldaten seine Äcker bestellen, mit zugute, während sie den Franzosen verlorengehen. Ver- hängnisvoller noch ist für diese der Ausfall der Bergbau- und Jndustrieerzeug- uisse dieses Gebietes. Bekanntlich zieht sich das große belgische Kohlenlager nach Frankreich hinein (bei Valenciennes, Lille und Bethune), und diese französischen Kohlengebiete sind in den Händen der Deutschen. Da sie zwei Drittel der französischen Kohlenförderung liefern, so erleidet Frankreich einen äußerst schmerzlichen Ausfall. Das ist um so schlimmer, als Frankreich ohnehin viel Kohle einführen mußte — Kohle steht in der Einfuhr an dritter (Stelle1 —, jetzt aber diese Einfuhr teils wegfällt (Deutsch- land, Belgien), teils sehr erschwert ist (England). So mangelt es denn heute uicht bloß den Haushaltungen an Kohlen, sondern es mußten auch mehrfach Fabriken wegen Kohlenmangel geschlossen werden. Zugleich befinden sich in den be- setzten Gebieten auch die wichtigsten Eisenindustriegebiete Frankreichs (in Fran- zösisch-Lothringen^, im Maastal nördl. und südl. von Sedan und in dem genannten Kohlengebiet), die (nach der Zahl der arbeitenden Maschinen berechnet) nicht weniger als 54% der gesamten französischen Eisen- und Metallerzeugnisse liefern3. Wie sehr Frankreich das Fehlen dieser Fabriken heute bei der Geschütz- und Munitionssabri- kation entbehrt, liegt aus der Hand. — Noch größer ist der Anteil, den die Leinen-, *) 1912: Wolle 640 Mill. Fr., Baumwolle 570, Kohle 500 (davon für 137 Mill. Fr. Steinkohlen und Koks aus Deutschland!). S) Hier auch die wichtigen Eisenerzlager bei Longwy (in der Ecke, wo Frankreich, Belgien und Luxemburg zusammentreffen; 27. Aug. 1914 vom Deutschen Kronprinzen erobert) und bei Briey (westl. der Linie Metz-Dudenhofen). 3) Die Eisenerzeugung (Roheisen?) für sich allein, berechnet der rumänische Ingenieur Assau auf 90% der französischen Gesamterzeuguug!
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