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1. Die im Westen und Osten besetzten Gebiete in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung - S. 489

1916 - Leipzig : List & von Bressensdorf
489 Die im Westen und Osten besetzten Gebiete. § 414. land geringen Leistung der Landwirtschast sagt vi-. Neumann: „Sie liegen in der rückständigen Technik des Betriebs, insbesondere in der mangelhaften Düngung, die ihrerseits wieder mit dem sehr geringen Viehstand zusammenhängt, während die Verwendung künstlichen Düngers noch ziemlich unbekannt ist. Die schlechten Ver- kehrsbedingungen verhindern ebenfalls eine intensivere Bodenausnutzung in den meisten Bezirken. Außerdem geht nicht weniger als 10% des Ackerlandes auf Feld- wege, Raiue usw. verloren, weil noch keine systematische Zusammenlegung und Arron- diernng der Höfe stattgefunden hat, sondern die Besitzungen in zahlreiche außerordent- lich lange und schmale Streifen zerfallen. Eine gründliche Änderung dieser Verhält- nisse, die allerdings erhebliche Zeit erfordern würde und auch mit einer Verbeffe- rung des sehr im argen liegenden landwirtschaftlichen Kreditwesens Hand in Hand gehen müßte, würde die landwirtschaftliche Erzeugung außerordentlich erhöhen und die Gewähr dafür schaffen, daß auf absehbare Zeit selbst bei steigender Zahl der In- dustriebevölkeruug der Nahrungsbedarf auf dem eigenen Boden gewonnen werden kann, was bis heute nicht der Fall ist." Auch für innere Kolonisation ist noch Raum. Dr. Neumann schreibt: „Aller- dings entfallen schon 49% der landwirtschaftlich genutzten Fläche auf Bauernwirt- fchaften und 6% auf die kleine Schlachte, deren Güter im Durchschnitt auch nur mittelbäuerlichen Umfang haben. Aber außer 730 000 ha Staatsland sind unter dem Rittergutsland etwa 350 000 ha russischer Majorate, die sast ausnahmslos verpachtet sind. Eine Million Hektar würde also sofort zur Bauerusiedelung zur Verfügung stehen. Ferner gibt es noch weite Sumpf- und Bruchstrecken, die genau so wie das Warthe- oder Netzebruch entwässert und urbar gemacht werden und dann ebenfalls einer großen Anzahl von Bauernhöfen Raum gewähren könnten." 3. Auch in Bergbau und Industrie nimmt Polen einen hervorragenden Platz in Rußland ein: Obgleich es — wie gesagt — nur x/4o der Gesamtfläche Rußlands aus- macht, liefert es lla aller Kohlen, V7 alles Roheisens und 1/6 der Judustrieerzeugnisse überhaupt.. Wie für Frankreich und England das Ausscheiden von Belgien und Nord- frankreich, so ist deshalb für Rußland die Besetzung Polens ein verhängnisvoller Verlust. -Für Polen ist es von wesentlicher Bedeutung, daß es Anteil an dem Oberschlesischen Bergbau- und Jndustriebezirkhat. Hier liegen (bei Dombrowa) seine wichtigsten Kohlen- und Eisen- und (bei Olkusz) auch seine bedeutendsten Galmei-(Zink-) Lager. Aber a^ch die Lysa Gora hat Kohlen, Zink und Eisen. Hervorragend ist die Gewebeindnstrie, die V5 aller russischen Gewebeerzeugnisse liefert und deren wichtigste Zweige die Baum- woll- und Wollindustrie sind, die ihre Hauptsitze in Lodz und Umgegend haben. ,,^'odz ist dabei keineswegs günstig gestellt. Die amerikanische Rohbaumwolle muß ver- zollt werden, die zentralasiatische wird durch die weite Eisenbahnfahrt verteuert. Der Moskauer Textilbezirk, dessen Erzeugung dreimal so groß ist als die polnische, erhält sein Rohmaterial viel billiger. Jwitch in der Eisenbahntarifpolitik wird Polen von der russisch' n Staatsbahn zurück- gesetzt. Trotzdem kann es infolge größerer Leistungsfähigkeit der Unternehmer und der Arbeiter und billigeren Kredits den Wettbewerb mit Moskau bis weit nach Rußland hinein aufnehmen. Deshalb brauchte die Wiederaufrichtung einer Zollgrenze auf der russischen Seite keineswegs eine Vernichtung der polnischen Industrie zu bedeuten. Verbilligung der Rohstoffe, der Kohlen, der Maschinen, des Kredits, Verbesserung der geradezu jämmerlichen Verkehrswege, der Rechts- pflege und der Verwaltung, alles das sind Vorteile, die einen Ausgleich für die Verlegung der Zollgrenze herbeiführen würden" (Dr. Neumann). x) schlachta nennt man den polnischen Adelstand: die Adeligen sind „Schlachtschitzen" (vgl. auch § 382 Fuß). " " ; - U9
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