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1. Die im Westen und Osten besetzten Gebiete in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung - S. 493

1916 - Leipzig : List & von Bressensdorf
493 Die im Westen und Osten besetzten Gebiete. 8 418. fast nur landwirtschaftliche Erzeugnisse. Hauptgegenstand der Ausfuhr ist Holz, das über Libau und Windau ausgeführt wird, namentlich nach Deutschland und England. Außerdem ist Libau ein wichtiger Ausfuhrplatz für Getreide. „Indessen kann Libau sich an Bedeutung bei weitem nicht mit Riga messen, das in seinem Schiffsverkehr sogar Stettin noch etwas übertrifft und nächst Odessa und Petersburg der bedeutendste Einfuhrhafen des ganzen europäischen Rußlands ist. Denn es vermittelt den allergrößten Teil des auswärtigen Handels für den mittelrussischen, um Moskau herum liegenden wichtigen Jndnstriebezirk, während Libau nur als Einsuhrhafen für Polen in Frage kommt (z. B. für Baumwolle und Eisen) und dorthin natürlich gegenüber Hamburg oder Danzig infolge des großen Umweges einen schweren Stand hat. Außerdem hat aber Libau als Flottenstützpunkt und Standort militärischer Betriebe eine nicht unerhebliche Bedeutung. Der Kriegshafen ist allerdings nicht in dem anfangs be- absichtigten Umfange ausgebaut worden. Von Werkstätten, die dem Heeresbedarf dienen, ver- dient besonders eine große Stacheldrahtfabrik hervorgehoben zu werden, die den Russen sicher- lich jetzt sehr fehlen wird." Wir sehen, auch in Kurland ist noch viel Kulturarbeit zu leisten. Wir geben auch hier Dr. Neumann das Wort. „Praktische Ansiedelungsversuche haben ergeben, daß ein guter Teil des Waldlandes in kurzer Zeit durch Rodung in Ackerland umgewandelt werden kann, und ebenso kann sicherlich noch vieles von dem Unland mindestens zur Weidewirtschaft ver- wendet werden. Nach der russischen Revolution von 1905 sind z. B. in der Nähe von Goldingen durch den deutschen Großgrundbesitz deutsche Bauern mit einer Familienkopfzahl von nicht weniger als 20 Ovo angesiedelt worden, die man aus deu innerrussischen Kolonien herangeholt hatte. Da 62% der Gesamtfläche Ritterguts- und Domänenland sind, ein guter Teil davon im Besitz des russischen Staates oder der Krone sich befindet, so ist ohne weiteres erficht- lich, welch große Gebiete für eine innere Kolonisation hier zur Versüguug stehen würden. Die bereits erwähnten Versuche bei Goldingen haben auch den Beweis geliefert, daß sich die lettische Bauernbevölkerung mit deutschen Ansiedlern recht gut verträgt. Es scheiut also nur die lettische Stadtbevölkerung zu sein, die, überdies noch von russischer Seite verhetzt, sich allmählich in eine immer größere Feindschaft gegenüber dem Deutschtum hatte hineinbringen lassen. — Würde die Zahl der Bauernwirtschaften erheblich vermehrt, noch mehr als bisher durch genossenschaft- liche Organisationen und mit staatlicher Förderung, die bisher ganz fehlte, die Viehzucht zu neuen Fortschritten angeregt, schließlich durch verbesserte Verkehrsverbindungen auch der Absatz erleichtert, so könnte Kurland zusammeu mit dem südlich gelegenen Gouvernement Kowno geradezu ein Massenlieferant an Vieh und viehwirtschaftlicheu Erzeugnissen werden. Die natür- lichen Vorbedingungen sind gerade dafür außerordentlich geeignet." Angefügt werden mögen noch einige Urteile eines Offiziers, der Kurland nach der Besetzung des Landes durchstreifte und darüber in der „Deutschen Tageszeitung" berichtet. Er ist voll Staunens über die unberührte Schönheit und die Fruchtbar- keit dieses „Kleinods". „Von jeder Höhe schweift der Blick in eine neue, schönere Ferne!" Die Bewohner haben recht, wenn sie ihr Land das „Gottesländchen" nennen. Und der Schreiber kann feststellen: „Hier wohnt deutsche Art! Zu der gehören auch die lettischen Bauern, die nicht geflohen sind. Auch sie stehen, durch" jahrhundertelanges Zusammenleben mit Deutschen geformt, uns nahe und werden in kurzer Zeit in uns aufgehen. Auch sie zieren die Eigenschaften unseres Volkes: Die Liebe zum Lande und der nie rastende Fleiß." Und Paul Rohrbach, der diesen und andere Briefe in der „Hilfe" bespricht, fügt hinzu: „Was der Offizier von Kurland schreibt, das gilt geradeso von Livland und überwiegend selbst von Estland, das allerdings zum Teil eine rauhere Natur hat." — Zum Schluß noch eine stelle aus einem Brief, den eine in Miwu lebende Engländerin (!) an ihre An- gehörigen in England schreibt: „--—, so hoffe und bete ich, daß mein liebes kleines Gottesländchen den Klauen der Halborientalen nicht wieder ausgeliefert wird!"
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