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1. Schulgeographie des Königreiches Sachsen - S. 32

1906 - Leipzig : Dürr
32 Erstes Kapitel. „Des Wassers und des Feuers Kraft verbündet sieht man hier; das Mühlrad, von der Flut gerafft, umwälzt sich für und für. Die Werke klappern Nacht und Tag, im Takte pocht der Hämmer Schlag, und bildsam von den mächt'gen Sl'reichen muß selbst das Eisen sich erweichen." Schillers „Gang nach dem Eisenhammer". Die Hammerschmiede hatten vor dein Feuer nichts an als Hemd und Schurzfell: der großen Hitze suchten sie durch reichliches Trinken, aber nicht aus dem vorbeifließenden Bache, zu begegnen. Sie waren ein „uubändig Volk"; wenn sie auch nicht gräfliche Jäger, wie in Schillers Gedichte, „mit roher Henkerslust in des Ofens Bauch" beförderten, — so „entmenscht" waren in Sachsen selbst die Hammerschmiede niemals, — so kam doch so manche Gewalttat im Gebirge auf ihr Kouto. Doch ihre Arbeit war schwer, ihr Lohu kärglich, Schwerhörigkeit oder Taubheit stellte sich infolge des Hammergetöses häufig bei ihnen ein. Die Zahl der Eisenhämmer int westlichen Erzgebirge war überaus groß; da gab es, nach dem Erzeugnisse, Stabhämmer, Blech-, Draht-, Sensen-, Schaufel-, Pfaunen- und Kugelhämmer; nach der Lage: einen Muldeu-, einen Pohl-, einen Mittweidaer (nach dem Flusse), einen Auer, Schönheider, Elterleiner, Wildentaler Hammer und noch hundert andere. Wo sind die Eisenhämmer heute alle hin? Ist vielleicht das Erz in der Csrde zu Ende gegangen? Keineswegs, das Gebirge ist noch so reich au Eisenerzen, daß die Hämmer noch jahrhundertelang arbeiten könnten. Sie sind aus Maugel an billigem Holze zugrunde gegangen! Die Hämmer hatten ebenso tme die Silber- und Zmnschmelzhütteu Irtalter Zeit in allen fürstlichen Wäldern völlig freies Holz; für jeden Hammer arbeitete ein Köhler im Walde, denn mau verbrauute in der Hütte nicht rohes Holz, sondern Holzkohle. Hämmer lind Schmelzhütten waren böse Holzvertilger; die Freiberger Hütten z. B. brauchten zu Vater Augusts Zeiten im Jahre über 40909 Wagen Holzkohle. Sie machten die Wälder so dünn, daß sich bald niemand mehr vor Bären und Wölfeu zu fürchten brauchte. Bei dein unheimlich rasch abnehmenden Waldreichtum setzten aber die Herren des Waldes endlich eine Holztaxe fest, die später immer höher und höher wurde. Als die Steinkohlen in größeren Mengen gewonnen wurdeu, da waren die meisten Hämmer schon eingegangen, auch war die Steinkohle, die bis in die entlegenen Hämmer auch hohe Transportkosten verursachte, immerhin ein teurer Brennstoff. Zur Verteuerung des Holzes kam nun noch hinzu eine Verteuerung des Eisenerzes selbst; denn die oberen Erzgänge waren im Laufe der Zeit abgebaut worden, und man mußte mit den Gruben immer tiefer hinabgehen. Die Eisen- Hämmer hätten nun die Preise für ihr Stabeisen, ihr Blech, ihren Draht, ihre Schaufeln, Pfannen usw. erhöhen müssen, um besteheu zu können. Das war aber nicht möglich, denn die englischen Eisenwerke lieferten Eisen und Blech viel billiger als die sächsischen, da in England reichere Erzgänge und große Kohlen- lager unmittelbar nebeneinander liegen. So mnßten eine Grube und ein Hammer nach dem andern, denn beide waren auseiuauder angewiesen, ihren Betrieb ein- stellen. Die Zahl der Hochöfen wurde immer kleiner; selbst die im Betriebe ge- bliebeueu Hammerwerke ließen sie allmähli^ kalt werden, denn man kam mit den: Ankaufe fertigen Eisens billiger weg als mit dem eigenen Schmelzen. Am
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