1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Beuermann, August
- Hrsg.: Meyer, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vor uns eifriges Regen und buntes Leben. Rechts und links am Ufer des mit
Schilf bedeckten Kanales, der sich stundenweit hinzieht, stehen in unabsehbarer Reihe
die Häuser der Kolonisten. Diese Wohnungen sind mit ihren kleinen Gärtchen in
Einschnitte gebettet, wie man sie durch deu Torfabstich gewonnen hat. Die ersten
Häuser und Gärten sind noch klein. Aber je weiter wir den Kanal hinabschreiten,
desto mehr weicht der Rand des braunen Moores zurück. Saftige Wiesen, frucht-
bare Kornfelder umziehen die immer größer werdenden Gärten und Hänser. Bald
zeigen sich Mühlen, Fabriken und Werkstätten zum Bau und zur Ausbesserung der
Kähne und Schiffe. Man ist plötzlich mitten in dem Getriebe einer lebhaften
Stadt, die ihr Dasein dem Moorkanale verdankt.
Gewässer. Der Hauptfluß dieses Landgebietes ist die Ems; von
dem eigentümlich gewundenen 440 km langen Lause der Ems liegen
330 km in der Provinz Hannover. Sie entspringt am Südwestabhange
des Teutoburger Waldes und wendet ihre nordwestliche Lausrichtung bei
Rheine in eine nördliche um, bis sie unmittelbar vor ihrer Mündung
in den Dollart sich wieder nach Nw. wendet. Der durch Sanddünen
gehemmte Flußlaus hat durch den Dortmnnd-Emskanal eine wesentliche
Verbesserung erfahren, so daß sich eine lebhafte Flußschiffahrt entwickelt.
An bemerkenswerten Nebenflüssen empfängt die Ems nur von rechts
die Hase und die Leda.
Die Hase haben wir schon bis dahin verfolgt, wo sie bei Bramsche in die
Ebene tritt. Von diesem Orte fließt sie weiter nach N. bis Quakenbrück, wendet
sich dann nach W, bis sie bei Meppen die Ems erreicht. Die Leda entsteht aus
einer Vereinigung zahlreicher Moorgewässer und erhält ihren Namen erst knrz vor
ihrer Mündung bei Leerort. Bei ihrem Eintritt in die Provinz Hannover bildet sie
zwei Arme, von denen der nördliche die Jümme oder die Basseler Ems, der südliche
die Leda oder die Sagelter Ems heißt; diese vereinigen sich oberhalb Leer.
Klima und Erzeugnisse. Das Klima des Emsgebietes ist
infolge der Ausdunstungen der großen Moore und der Nähe des Meeres
feucht und wenig freundlich: Regen, Schnee, Hagel, Nebel je nachdem,
hat man fast mährend der Hälfte des Jahres; dazu ist der Himmel
trübe und häufig bewölkt. Kalte, anhaltende Nordwinde oder heftige
Winde aus Nw. treten auf; erstickender Moorrauch trübt die warmen
Frühlingstage, nach denen ein kurzer, von Gewittern und Regenschauern
begleiteter Sommer eintritt.
Die verschiedenen Bodenarten des Emsgebietes bedingen auch ver-
schiedene Erzeugnisse. In den Moorgegenden gewinnt man entweder
^.ors, oder man säet Buchweizen. Das kultivierte Moor und der Heide-
boden liefern Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Bohnen,
Kartoffeln, Erbsen und Flachs.
Bewohner. Die Bewohner im Gebiete der Ems gehören bis
Papenburg dem niedersächsifchen Volksstamme an, von dem wir schon im
vorigen Abschnitt geredet haben. Unterhalb Papenburgs treten wir
jedoch in Ostfriesland ein und lernen nun einen dem niederfächfifchen
nahe verwandten Stamm, die Friefen, kennen.
In Sitte und Leben seit Jahrhunderten von seinen sächsischen Nachbarn ge-
schieden, stellt der Ostfriese, wenn auch ein ähnliches, so doch in vieler Hinsicht