1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Beuermann, August
- Hrsg.: Meyer, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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von den Niedersachsen abweichendes Bild dar. Der Friese ist derb und breitschultrig
vou Gestalt, mehr gros; als klein, Hände und Füße siud stark und breit, das Haar
ist schlicht oder nur schwach gekräuselt und blond, der Bart rötlich und uicht sehr
dicht, das Auge ist hellblau oder grau und das gerötete Gesicht vou rundlichem
Schnitt. Freiheits- und Heimatsliebe ist eiu Grundzug im Charakter der Ost-
srieseu. Sie sind ernste, bedächtige Naturen, treu am Alten hängend, mißtrauisch
gegen Neuerungen, aber wenn sie solche als praktisch erprobt haben, ausdauernd
und emsig in deren Einführung; dabei sparsam und mäßig, unter sich gute Nach-
baru und gegen Fremde gastfrei und gefällig.
Die Friesen hatten früher ihre besondere Sprache (Eala fria fresena —
Heil dem freien Friesen); aber heute spricht der Friese die niedersächsische
Mundart mit einem der westfälischen Aussprache sich anschließenden
Dialekt. Als Probe geben wir einige ostfriesische Sprichwörter:
Oost, West, 't Huus best. — Mit Tied und Flied kann man Ströhbült na
Paris dragen. — Good ist good, man alto good es annermanns Narr. — 't Geld,
wat stumm is, maakt liek wat krumm is.
Wie der westfälische Volksstamm, so leben auch die Ostfrieseu mit
verhältnismäßig wenigen Ausnahmen in zerstreut liegenden, zu Bauer-
fchafteu vereinigten Gehöften. Ihr Wohnhaus uuterscheidet sich jedoch
wesentlich von dem uns bekannten niedersächsischen Bauernhause.
Das ostsriesische Wohnhaus ist ganz massiv aus Backsteinen gebaut
und besteht aus dem Wohuhaus und der Scheuer. Die Scheuer ist der Länge nach
in drei Teile geteilt. Der eine Teil wird als Dreschtenne benutzt, der mittlere
enthält den Erntesegen und ani Hinteren Ende die Pferdeställe, der dritte Teil des
Hanfes dient zu Ställen für Kühe und Schweine und hat am vorderen Ende die
Sommerküche und die Kammern für das Gesinde. In dem Wohnhanse befinden
sich auf der rechten Seite des Hauseiugauges die sogen. Wiuterküche und die
Kammern, auf der linken Seite die Stuben.
Städte. Au der Ems liegen folgende Städte: Lingen (7900 Einw.),
Meppen (4600 Einw.), Papenburg (7700 Einw.) und Leer (12400 Einw.);
im Gebiete der Ems liegt Aurich (6100 Einw.).
Lingen hatte als Übergangsort nach Holland eine große Bedeutung. Von
hier aus zogen jährlich taufende vou Arbeitern aus Oldenburg und deu benach-
karten hannoverschen Gegenden im Sommer nach Holland, um dort als Tagelöhner
zu arbeiten. Jetzt, wo es in der eigenen Heimat nicht an lohnender Arbeit fehlt,
hat die Zahl dieser Hollandsgänger sehr abgenommen.
Papenburg (Pfaffenburg, Mönchsburg) ist einer der merkwürdigsten Orte
unserer Proviuz, nämlich die größte und blühendste Fehnkolonie. 1675 ist Papen-
bürg als die erste Anlage dieser Art in Deutschland nach holländischem Muster
gegründet. Papenburg ist Haupthandelsplatz für Holz und Eisen aus Schweden
in Ostsriesland.
Meppen liegt ans einer durch Verschlammung allmählich landfest gewordenen
Insel ill der Hasemündung. Meppen war ernst Mitglied der Hansa. Leer ist
eine der ältesten Städte Ostfrieslands. Sie liegt ans einer Sandhöhe an der
Ledamündnng, und ihre Straßen sind nach der Flußseite zugebaut. Wenn man
darans schließen kaun, daß mau bei der Aulage der Stadt die Schiffahrt noch
nicht würdigte, so treibt aber Leer heute recht lebhafte Flußschiffahrt. Die Stadt
Aurich verdankt ihren Ursprung einer dem heiligen Lambertns geweihten Kirche,