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1. Heimatkunde der Provinz Hannover - S. 42

1910 - Hannover : Helwing
— 42 — Wege, Kanäle und Gräben durchschneiden nach allen Richtungen das Land. Die Ortschaften liegen vielfach an der Grenze des Marschlandes auf der höher gelegenen sandigen Geest. Einstöckige Häuser werden wohl einzeln innerhalb der Marsch aus natürlichen oder künstlichen Boden- erhöhnngen (Warften, Wurten) errichtet. In unserer Provinz liegen die folgenden Marschlandschaften und zwar im Gebiete der Elbe: das Alte Land von Harburg bis zur Schwinge, das Land Kehdingen (Kaje-Deichland) von der Schwinge bis zur Oste, das Land Hadeln «wahrscheinlich Hadu-loha - Hain des Kriegsgottes) westlich von der Oste an der meerbusenartigen Mündung der Elbe; am Unterlauf der Weser: das Land Wursten (Wurtsateu die auf Wurten Wohnenden) und Osterstade; in Ostfriesland, von O. nach W. folgend: an der Nordfee das Hardingerland, das Norderland und teilweife das Emsinger Land, an der Ems hinauf das Ledinger Land und das Rheiderland. Das Alte Land. Das Alte Land liegt sehr tief und dazu fast 100 km weitab von der See; dadurch ist es vor den scharfen Nordwest- winden hinter seinen hohen Deichen gänzlich geschützt. So konnte hier in dem für Marschen außerordentlich milden Klima der sette Boden eine besondere Ausnutzung ersahren. Diese Marsch ist das nördlichste Obst- land in ganz Europa. Alle Ackerränder, alle Wege und Dämme, dazu ganze Feldflächen sind mit Kirschen-, Pflaumen- und Apfelbäumen bestanden {lj2 Millionen Obstbäume). „Zur Zeit der Blüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und rosigen Schleier gehüllt erscheint und ein tausendfältiges wohliges Leben darin summt, schwärmt und jnbelt, bietet es einen Anblick dar, dessen eigentümlicher Zauber mit nichts vergleichbar ist. Doch anch zur Zeit der Reife, wenn die Kirschbäume glühen und funkeln von all den scharlachenen Früchten, oder wenn die Tauseude rotbackiger Äpfel aus dem Grün hervorlachen, während unter ihnen schöne gelbe Kornfelder glänzen, oder bunte Viehherden im hohen Klee ruhen, berührt der Anblick der Fülle unendlich wohltuend." (Allmers). Solche Pracht lockt dann auch alt und juug zu taufenden aus dein nahen Hamburg zum Sehen und Kosten iu das wunderbare „Kirschenland". In den Obsthainen versteckt, ziehen sich in langen Reihen die freundlichen Häuser der Altländer an den Wegen oder den Kanaldämmen dahin; so reiht sich oft ein Dorf an das andere, ohne daß die Grenze bemerkbar wäre. Die Hänser stehen alle niit dem Wohnhausgiebel uach der Straße, während Tenne und Ställe, die sich mit der großen Einfahrt in dem niedersächsischen Hause nach der Straße wenden, hier von derselben abgekehrt liegen. Das Haus ist aus Fachwerk aus- geführt, und die Steine der Fächer find in den buntesten Farben gehalten; hier sieht man zierliche Dreiecke, da Kreuze und dort Sterne oder sonstige Figuren bis oben in den Giebel hinauf. Der Altländer ist verschlossen und dabei schlau; der stetige Verkehr mit Hamburg und der Handel haben ihm aber die Steifheit und Langsamkeit ge- nommen, die man den Bewohnern anderer Marschen wohl nicht mit Unrecht nach- sagt. Seine Bewegungen sind lebhaft, sein Gesicht ist schmal, der ganze Körper schlank und nicht gerade besonders groß. Der Altländer lebt einfach, obwohl ihm fein Reichtum wohl ein wenig prunken gestattete. Nur bei Hochzeiten geht es hoch
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