1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Beuermann, August
- Hrsg.: Meyer, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sturmflut in 4 Teile zerrissen, vou denen außer Borkum nur noch Juist übrig
geblieben ist. Die Jusel besteht aus dem durch eine Dünenkette verbundenen Ost-
und Westland; ihr Umfang beträgt hente noch 25—30 qkm. Borkum ist die einzige
ostsriesische Insel, die noch weit ausgedehnte Wiesen besitzt. Sie wird deshalb
auch wohl die „grüne Insel" genannt.
Klima. Das Klima der Marschgegenden ist Seeklima. Die Luft
ist schwer und seucht, aber milde; weniger milde jedoch in den West-
marschen und an der Westküste von Ostfriesland, weil diese den Nw.-
Stürmen zu fehr ausgesetzt sind.
Bewohner. Die friesischen Marschen sind nur von Friesen be-
wohnt (Siehe S. 40). Die reichen friesischen Marschbauern kennzeichnet
ein großes Selbstgefühl, verbunden mit Stolz auf ihre fruchtbare Heimat.
„Sü Jung," sagte einmal ein alter Marschbauer zu seinem reiselustigen
Sohne, „hier ist de Marsch, nn de ganze ander Welt is man Geest.
Wat wult du dumme Jung nu in de Welt maken?" Die friesische
Sprache ist nun aber aus den Marschen auch schon verschwunden; sie
hat dem Plattdeutschen weichen müsfeu. In vielen Namen von Per-
fönen und Orten ist aber der Rest der friesischen Sprache zu erkennen.
Als Probe der Mundart möge der alte Marschspruch hier folgen: „God
erhalte Dam und Dyken, — Sile, Bulwark und derglikeu — darto use Land und
Goet — Nu eu erlik Wurster Bloed."
Städte. Fast jede Ortschaft hat ihren Ort, der als Verkehrs-
Zentrum zu betrachten ist; hier mögen nur genannt werden; für die Elb-
marfchen Stade; für die Wesermarschen Lehe, Bremerhaven-Geestemünde;
für die friesischen Marschen Norden und Emden.
Stade an der Schwinge (10400 Einw.) ist der Sage nach die älteste Stadt
unserer Provinz, schon 300 v. Chr. soll sie erbaut sein. Im Mittelalter gehörte
sie der Hansa an. 1755 wurden von der hannoverschen Regierung starke Festnngs-
werke angelegt, die aber jetzt abgetragen sind. Bon den drei Städten Lehe
(31800 Einw.), Bremerhaven (24300 Einw.), Geestemünde (23600 Einw.)
war Lehe noch vor hundert Jahren ein kleines Dorf, Bremerhaven wurde vou der
Stadt Bremen 1827, und Geestemünde von der Regierung des Königreichs
Hannover 1847 erst angelegt.
Im Norderlande liegen Norden (6700 Einw.), die älteste und einst die be-
dentendste Stadt des Landes. Sie hatte früher einen ausgedehnten Handel und
große Kirchen, von denen eine noch erhalten ist. Mit dem Leybusen, jetzt eine
Stunde weit von der Stadt entfernt, ist sie durch einen Kanal verbunden. Norden
ist bekannt durch feine bedeuteudeu Geueverbrennereien (Dornkaat). Im Emsinger-
lande ist die größte Stadt Emden (20700 Einw.). Die Ems bespülte sonst
unmittelbar die Mauern von Emden; jetzt liegt die Stadt eine Stunde von der-
selben eutserut und steht mit ihr durch einen Kanal in Verbindung. Von der
vormals hannoverschen Regierung wurde 1845—50 mit einem Kostenaufwands
von 900 000 Ji ein neues Fahrwasser nach Emden hergestellt und eine Schutz-
schleuse erbaut. Nach der Vollendung der Westbahn ist der Hafen der Stadt
erweitert; es können jetzt die Schiffsladungen unmittelbar in die Eisenbahnwagen
verladen werden. Das Fahrwasser, das Emden mit dem Meere verbindet, gestattet
nur Schiffen mit 4 m Tiefgang die Einfahrt mit voller Ladung, mährend größere
einen Teil ihrer Ladung auf der Reede einer in der Nähe gelegenen, die Knock