1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Beuermann, August
- Hrsg.: Meyer, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
geschrieben. Erst durch die Schristen Dr. M. Luthers, der ja in
Mitteldeutschland lebte, ward das Hochdeutsche auch in dem nördlichen
Deutschland nach und nach zuerst die Schriftsprache und dann auch die
Umgangssprache der höheren Stände. In unserer Provinz wird noch
heute sast überall in den Dörfern bis nahe an die Südgrenze der Provinz
plattdeutsch gesprochen.
Die Provinz Hannover als Staatswesen.
Entstehung des Staatswesens. Unter großen Anstrengungen
beugte Karl d. Gr. das Volk der Sachsen unter das Kreuz. Ein Jahr-
hundert später regte sich schon das Sachsenvolk, um das Christentum
auch jenseits der Elbe bei den Wenden zur Anerkennung zu bringen.
Kaiser Otto d. Gr. setzte dann die beiden gefürchteten Slavenbezwinger,
Gero und Hermann Billnng, als Markgrafen an der Elbe ein und im
Jahre 950 ernannte er Hermann Billnng zum Herzog vou Sachsen.
Als das Geschlecht der Billunger 1106 ansstarb, erbte Lothar von Supp-
lingenbnrg die Herzogswürde. Lothar, der 1125 anch Kaiser wnrde,
hatte nur eine Tochter, die er dem Herzog Heinrich dem Stolzen von
Bayern vermählte. Durch diesen Heinrich den Stolzen, den Vater
Heinrichs des Löwen, kommt das Geschlecht der Welsen nach Sachsen.
Heinrich der Löwe (geb. 1128, gest. 1195), nach seines Vaters
frühem Tode Erbe der Herzogtümer Bayern und Sachsen, war unter
Kaiser Barbarossa der mächtigste Mann im Reiche. Er hatte zu seiuen
Herzogtümern noch Eigenbesitze (Allode) in Schwaben und Oberitalien
und eroberte daun auch das Slavenland von der Eider bis zur Peene,
Doch wir wissen, daß den stolzen und tüchtigen Mann das Geschick
ereilte; der einstige Freund Barbarossas wurde 1180 geächtet und seiner
Länder für verlustig erklärt, weil er sich geweigert hatte, dem Kaiser in
Italien beizustehen. Westfalen kam an das Erzbistum Köln; das Land
zwischen der Weser und der unteren Elbe nahmen viele geistliche und
weltliche Fürsten und Herreu eiu, die selbständig ohne Herzog regierten,
und das östliche Stück an der mittleren Elbe und Saale erhielt ein Sohn
Albrechts des Bären als Herzogtum. Dieser kleine Teil, das nördliche
Stück der heutigen Provinz Sachsen, wurde jetzt das Herzogtum
Sachsen geuannt. Der Kaiser ließ Heinrich dem Löwen aber seine
Erbgüter, als er versprach, in die Verbannung zu seinem Schwiegervater
nach England zu gehen. Heinrich kehrte aber bald wieder zurück, gewann
einen Teil seiner Länder wieder und sührte den Kampf bis 1194 fort. Sein
Sohn Otto wurde sogar der Gegenkönig der^Stansen; doch brachte die
Krone ihm keinen Segen. Als Otto Vi. 1218 aus der Harzburg starb, ver-
schwaud mit ihm das Welsenhans aus der Reihe der großen Reichssürsten.
Otto das Kind, der Enkel Heinrichs des Löwen, war ein reicher
Privatmann geworden, dessen Allodialbesitznngen allerdings von der
Werra hinab bis zur Elbe bei Harburg reichten. Unter ihm begannen