1910 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gesteinen der Erde, aus Gneis und Granit, durch welche sich im
badischen Schwarzwald noch da und dort Porphyrgipfel drängen. Einst
überlagerte den Granit und Gneis (das „Grundgebirge") eine Decke aus
Buntsandstein. Weil der südliche Teil des Gebirges höher ist, ist
dort der Buntsandstein durch das Wasser längst abgewaschen und durch
die Flüsse fortgeführt worden, so daß dort überall Granit und Gneis
zntage treten. Im ganzen nördlichen und östlichen Schwarzwald aber
ist die Buntsandsteindecke noch erhalten. Wie ein Mantel ist dort der
Buntsandstein über das Gruudgebirge gebreitet. Nur iu deu Täleru der
Enz, Murg und Kinzig hat das Wasser die Buntsandsteindecke zerrissen, so
daß dort Granit und Gneis sichtbar werden. Am Ostsaum des Gebirges
schließt sich au den Buntsandstein der Muschelkalk au.
Seiue größte £>öhe hat der Schwarzwald im Süden. Da thront der
König des Gebirges, der 1495 m hohe Feldberg. Sein Gipfel
bildet eine weit ausgedehnte Hochfläche, ein „Feld", und ragt über
die Waldregion hinaus. Borstengras, und allerlei würzige Alpen-
kräuter bedeckeu deu gewaltigen, völlig kahlen Rücken des Berges.
Vom Mai bis September finden hier zahlreiche, große Rinderherden aus
deu benachbarten Tälern ihre köstliche Weide. Mehrere Sennhütten unter-
halb des Hochkamms nehmen das Vieh des Abends zur nächtlichen Her-
berge auf. Auf dem höchsten Punkte des Berges steht neben dem Aus-
sichtsturm ein Gasthaus, das dem Wanderer gute Verpflegung und Unter-
kuuft bietet. Großartig ist der Blick auf das zu Füßen liegende Wald-
gebirge, auf die weite Rheinebene und auf die jenseitigen Bergzüge der
Vogesen. An klaren Tagen steigen im Süden in ununterbrochener
Kette die Schnee- und Eisberge der Alpen, von der Zugspitze bis zum
Montblanc, auf. Um den Feldberg legt sich eine ganze Gruppe vou
Kuppen, die ihm an Höhe wenig nachstehen. Sein südlicher Nachbar ist
das Herzogenhorn, der zweithöchste Berg des Schwarzwaldes, 1417 m
hoch. Im Südwesten erhebt sich die Granitpyramide des 1415 m
hohen Belchen. Am weitesten gegen die Rheinebene vorgeschoben ist
der 1166 m hohe, fchön bewaldete Blauen. Tie Berge des Schwarz-
Walds weisen keine zackigen Grate oder Spitzen auf; sie bilden vielmehr
infolge der seit Urzeiten anhaltenden Verwitterung und wegen der ab-
schleiseuden Wirkung der in der Eiszeit hier vorhandenen Gletscher ge-
wölbte, abgerundete Rücken und flache Kuppen.
Der höchste Punkt des nördlichen Schwarzwalds ist die badische Hör-
nilgrinde (1164 m). Ihr kahler Rücken zieht sich fast eine halbe
Stunde lang hin und ist mit schwarzem, schlammigem Moorboden bedeckt.
Von ihrem Aussichtsturm hat man eine fast unbegrenzte Ruud- und Fern-
ficht über den Schwarzwald und das Rheintal bis zu den Vogesen, dem
Odenwald und Taunus, zur Schwäbischen Alb, ja an klaren Tageil bis zu
den Schneebergen der Schweiz. Über die Hochfläche der Hornisgrinde zieht
die Grenze zwischen Württemberg und Baden. Der württembergische Teil
des Berges ist der 1152 m hohe Dreimark st ein, der höchste Punkt
Württembergs. Südlich von der Hornisgrinde erhebt sich der gleichfalls
teils württembergische teils badische Kniebis, über seinen Iv2 Stun-
den laugen, fast ebene:?, meist kahlen und moorigen Rücken zieht eine
wichtige Straße, die von Freudenstadt ins Rench- und Rheintal führt.