1910 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Schindeln gespalten, oder man verfertigt daraus Geräte aller Art,
z. B. Zuber, Butten, Gelten, Siebe, Schapfen, Sensenstiele, Koch- und Eß-
löffel, Gabeln, Rechen, Schauselu, Teller, Schachteln u. dgl.
In den Holzschleifereien, z. B. in Höfen bei Wildbad, wird
das Holz durch die Kraft des Wassers und des Dampfes mit großen Schleif-
steinen zu feinem Holzstoff geschliffen, ans dem man Pappe, Zcitungs-
papier usw. herstellt.
Die Möbelfabrikation wird hauptsächlich in Freudenstadt und
Schramberg betrieben.
Am verbreitetsten ist aber aus dem Schwarzwald die Uhrensabri-
kation, Sie hat hauptsächlich iu Schwenningen und Schramberg und in
den badischen Orten Triberg, Furtwangen, Neustadt, Lenzkirch, Villingen,
St. Georgen und Gütenbach ihren Sitz und wird dort schon seit mehr als
200 Jahren ausgeübt. Die Armut, der Mangel an natürlichen Hilfs-
quellen in dem verhältnismäßig übervölkerten bad. Schwarzwald hat die
fleißige, zufriedene Bevölkerung zu dieser Beschäftigung gedrängt, in der
sie eine hohe Geschicklichkeit erlangte. Im Jahre 1683 brachte ein Schwarz-
Wälder Glashändler eine Holzuhr aus der Fremde nach Hause, und so ent-
stand aus kleinsten Anfängen eine Hansindustrie. Ihre Erzeugnisse wurden
bald durch Hausierer in der ganzen Welt bekannt. Anfänglich fertigte man
alle Teile der Uhren aus Holz, später giug man dazu über, das Holz
allmählich durch Metall zu ersetzen. An Stelle der Hausindustrie ist in der
Neuzeit mehr und mehr der Fabrikbetrieb getreten. Die Uhrenfabrik von
Gebrüder Junghans und Thomas Haller in Schramberg zählt heute über
1600 Arbeiter und hat 1800 Maschinen im Betrieb. Es werden dort täglich
9000 Uhren und Uhrwerke und 1200 Holzuhrgehäuse hergestellt. Im ganzen
Schwarzwald sind gegen 15 000 Menschen mit der Uhrenfabrikation be-
fchäftigt, Es werden jährlich 2 Mill. Uhren im Wert von 20 Mill.
Mark erzeugt und in alle Welt verschickt.
Aus der Herstellung vou Spieluhren hat sich im Schwarzwald die
Fabrikation von Musikwerken entwickelt. In Trossingen bei Schwen-
nirtgen werden hauptsächlich Mnnd- und Ziehharmonikas (jährlich für
3 Mill. Mark), in Fnrtwangen Drehorgeln und andere Musikinstrumente
bis zum großen Orchestrion gebaut.
Sehr alt ist im Schwarzwald die Glasbereituug, die befördert
wird durch das überreiche Brennmaterial des Gebirges. Im ganzen Ge-
birge finden sich Glashütten zerstreut. Im württ. Schwarzwald wird
Glas nur noch in Freudenstadt hergestellt, die Glashütteu iu Buhlbach und
Schönmünzach sind eingegangen. Die Glasbläser kamen einst mit ihren
Waren bis in die Schweiz und nach Italien. Sie brachten von dort einen
neuen Erwerbszweig mit, die Strohslechterei. Diese ist hauptsäch-
lich im südlichen Schwarzwald heimisch. Frauen und Mädchen verfertigen
dort Strohhüte und andere feine Strohflechtereien. Im württ. Schwarz-
wald wird die Strohhutfabrikatiou in Schramberg und Umgebung betrieben.
Auch eine stattliche Zahl von Porzellan- und Steingutfabriken
weist der Schwarzwald auf. Diefe Industrie hat besonders in Schramberg
ihren Sitz.
Zahlreiche Bewohner des Schwarzwalds finden ihren Verdienst in den
vielen Steinbrüchen und „Felsenmeeren" des Gebirges. Der Granit