1910 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
14
findet als Straßenmaterial, zu Marksteinen, Brunnentrögen, Säulen,
Sockeln von Denkmälern, Hausstaffeln, Türpfosten, Randsteinen, Mühl-
steinen und außerdem bei der Glasbereitung Verwendung. Der Bunt-
fandst ein liefert einen trefflichen Baustein, der vor allem nach dem
Rheintal in großen Mengen ausgeführt wird. Aus ihm sind viele Paläste
und Dome rheinabwärts erbaut.
Einst war anch der Bergbau im Schwarzwald sehr bedeutend. Man
gewann Blei, Eisen, Kupfer, Silber und Kobalt. Jetzt sind die Gruben aus-
gebeutet, und auf württ. Seite ist der Bergbau ganz aufgegeben. Nur. die
Eifenfchmelzen in Christophstal und Friedrichstal bei Freudenstadt sind noch
im Betrieb. Das zur Verarbeitung kommende Eisen wird jedoch aus Nord-
deutschland bezogen. Man fertigt Sensen, Sicheln und Strohmesser daraus.
Die Schwarzwaldbäche mit ihrem starken Gefälle wurden auch sonstigen
Industriezweigen dienstbar gemacht. Es bestehen zahlreiche große Webe-
reien und Spinnereien für Baumwolle und Seide, z. B. im industriereicheu
Tal der Wiese, und in den übrigen Tälern Fabriken aller Art. Die grotz-
artige Gebirgsindustrie im Schrvarzrvalde gründet sich weniger
auf nutzbare Mineralien als auf den Reichtum des Gebirges
an Holz und Tvaffer.
Der Wald gibt dem Menschen lohnenden Verdienst, er verleiht ihm
aber auch seine Gesundheit wieder. An vielen Orten des Gebirges sind
Heilstätten für Kranke errichtet, auf württ. Seite iu Röteubach bei
Alpirsbach, in Schömberg bei Neuenbürg, in Wildbad (Krankenheim), in
Calmbach (Lungenheilanstalt). Im Sommer strömen viele Tauseude von
Menschen aus den Großstädten dem Schwarzwalde zu, um wenigstens einige
Wochen die würzige Lust des Nadelwaldes zu atmen und ihre Lungen
reinzubaden von der heißen, stauberfüllten Stadtluft. Durch den württ.
und den bad. Schwarzwaldverein sind durch das ganze Gebirge gute Weg-
anlagen erstellt worden, so daß es sich jetzt im Schwarzwald herrlich Ivan-
dem läßt. Fast jedes Dors wird in der besseren Jahreszeit zum Luftkur-
ort. Mit Kurgästen stark besetzt sind dann im ivürtt. Schwarzwald die Herr-
lichgelegenen Städte Freudenstadt und Herrenalb, auf badischer Seite Tri-
berg, Hornberg, St. Blasien u. a. Andere suchen in den vielen Badeorten
des Gebirges Heilung von schwerer Krankheit. Im württ. Schwarzwald
sind vielbesucht die warmen Quellen von Wildbad (jährlich 15 000 Kur-
gaste) und Liebenzell, ferner die Mineralquellen von Teinach, deren
Wasser nicht nur den Badegästen zum Baden und Trinken dient, sondern
auch jährlich in Hunderttausenden von Flaschen versandt wird. Im bad.
Teil des Gebirges locken die heißen Quellen von Baden-Baden allein
jährlich 70000 Fremde an. Auch Badenweiler hat warme Quellen; in
Rippoldsau, Peterstal, Griesbach u. a. O. sind Mineralquellen. Die
Bewohner der Lnstknr- und Badeorte verdienen infolge des starken Frem-
den Verkehrs durch Vermieten von Wohnungen an die Sommergäste
ein schönes Stück Geld. Große Einnahmen haben auch die Gasthosbesitzer,
die Kaufleute, die Handwerker, die Händler, Fuhrwerkbesitzer usw.
Uni die Erzeugnisse der reichen gewerblichen Tätigkeit im Schwarzwald
und deu Überfluß an Holz fortzuschaffen, braucht man Straßen und Eisen-
bahnen. Außerdem find für die Industrie Rohstosse nötig, die der Schwarz-
wald nicht liefern kann. Für Jndustrieorte ist es besonders wichtig, Ver-