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1910 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nacht. Frau und Töchter arbeiten an der klappernden Stickmaschine
oder sitzen tief gebeugt am Stickrahmen und reihen auf schimmernder
Leinwand Stich an Stich, bis ein kunstvoller Namenszug oder irgendeine
andere herrliche Handstickerei entsteht. Aber auch in den Arbeitsräumen
der Fabriken sind fleißige Handarbeiterinnen mit Hand- und Maschinen-
sticken, Durchbruchnähen usw. beschäftigt. In Laichingen allein sind nn-
gesähr 300 Handweber tätig, und auch in den Nachbarorten, namentlich
in Sontheim, wird für die Laichinger Leinenindustrie gearbeitet. Der
zur Weberei nötige Flachs und Hanf wird nicht mehr auf der
Alb selbst gebaut, sondern aus Norddeutschland (Oberschlesien, Teuto-
burger Wald) bezogen. Zur Ausbildung von Handwebern ist eine
besondere Webschule eingerichtet; auch eine weibliche Fortbilduugs-
schule für Hemd- und Maschinenstickerei ist vorhanden. Anßer Laichingen
hat auf der Hochfläche der mittleren Alb nur noch Münsingen eine
nennenswerte Industrie. Seit Eröffnung der Bahn hat das lange von
allem Weltverkehr abgeschlossene Städtchen eine große Portlandzement-
sabrik erhalten, die mehr als 200 Arbeiter beschäftigt. Der Portlandzement
wird aus deiu Zementmergel hergestellt, der in der Nähe der Stadt
in ungeheuren Mengen gewonnen wird. In die einst so weltabgeschiedene
Gegend hat auch der 1147 ha große Truppenübungsplatz Leben gebracht.
Er liegt nordöstlich von Münsingen und hat den Bewohnern der nmliegen-
den Gemeinden infolge des großen Bedarfs der Heeresverwaltung an
Lebensmitteln, Futter für die Pferde, Fuhrwerken u. dgl. reiche Verdienst-
gelegenheit verschafft.
5. Eisenbahnen: Ter mittleren Alb fehlen ausgebildete Doppel-
täler, was für die Dnrchquernng durch Eisenbahnen sehr hinderlich ist.
Diese müssen daher vom Neckarland aus unter beträchtlichen Steigungen
die eigentliche Hochfläche des Gebirges ersteigen. An zwei Stellen, in der
Mitte und an ihrem Ende, wird die Hochfläche der mittleren Alb von Eisen-
bahnen überschritten.
1. Die Linie Reutlingen — Münsingen — Schöttlingen.
Ulm führt im Echaztale aufwärts bis Honan und steigt von da
als Zahnradbahn auf die Albhochfläche hinauf. Diese Bahn hat einem
großen Teile der mittleren Alb nicht bloß eine günstigere Verwertung der
Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die ersten An-
sänge der Fabrikindustrie (Münsingen) gebracht. Von der Bahn Reut-
lingen—münsingen zweigt die Privatbahn Großengstingen — Gam-
mertingen ab.
2. Die württembergische Hauptbahn Mühlacker—(Heilbronn)—
Stuttgart—g eislingen — Ixi m benutzt zum Aufstieg auf die Alb den
wichtigsten Übergang über das Gebirge, die Geislinger Steige, und ver-
mag die Albhochfläche von Geislingen nach Amstetten nnr mit schweren
Vorspann- und Schiebelokomotiven zu überwinden. Von ihr zweigt in
Amstetten eine Privatbahn nach Laich in gen ab.
Seitenbahnen: Von den industriereichen Tälern der Neckarzuflüsse
hat jedes wichtigere seine Eisenbahn. Es sind folgende Linien:
1. die Ermstalbahn Metzingen —Urach.
2. Die Privatbahn Nürtingen — Neuffen („Tälesbahn").
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