1911 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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b) Ihre wirtschaftlichen Verhältnisse.
Der Buntsandstein liefert bei der Verwitterung eine nur karge Acker-
krume, die deu Ackerbau wenig lohnt. Die Felder der hohen Schwarzwald-
orte sind die unergiebigsten des ganzen Landes. Sie tragen neben Kartoffeln
nur noch Haber und etwas Roggen, aber keinen Dinkel, so daß die Brotfrucht
überall gekauft werden muß. Die reichbewässerten Wiesen der Talsohlen und
der unteren Bergabhänge aber begünstigen die V i e h z u ch t. In großem Um-
sang wird diese im südlichen Teil des Gebirges betrieben, wo der verwitterte
Granit einen sruchtbaren Boden liefert und Milch, Butter und Käse eine
sichere Einnahme gewähren.
Die Hauxterrverbsquelle des Schrvarzwälders bildet die
Ausnutzung der ungeheuren Wälder des Gebirges. Der Wohlstand
des Schwarzwälder Bauern beruht auf seinem Besitz an Wald. Dieser bildet
mit seinen unermeßlichen Schätzen an Holz nicht nur eine reiche Einnahme-
quelle für die Waldbesitzer, sondern er gewährt auch der ärmeren Bevölkerung
lohnenden Verdienst und Unterhalt. Kinder und Erwachsene sammeln int
Sommer Beeren und Pilze, die manche Mark einbringen. Die schlanken
Tannen werden von den Holzhauern gefällt und zu Brennholz zersägt.
Dieses wird an die Städter im Gebirge selbst, im Unterland, im Rheintal
verkauft, und für den Erlös werden Lebensmittel gekauft. Stärkere Stämme
entrindet man und schafft sie ins Tal hinab. Sie geben Bauholz oder werden
in den vielen Sägewerken des Gebirges zu Dielen, Brettern usw. zer-
schnitten. Die kleinen Sägemühlen am rauschenden Wildbach sind an vielen
Orten von großen, fabrikmäßig betriebenen Schneidemühlen abgelöst worden.
In Rotenbach im Enztal befindet sich das größte Sägewerk Württembergs,
das etwa 325 Arbeiter beschäftigt.
Der Überfluß an Stämmen wurde einst auf dem billigen Wasserwege
weithin versandt. Man legte die Stämme aus den Rücken der Gebirgsbäche
und leitete sie den Rhein hinab bis nach Holland („Holländer"). Durch die
Eiseubahueu ist aber die einst so blühende Flößerei sast verdrängt worden.
Hauptsitze des Holzhandels sind im württ. Schwarzwald Hösen, Calmbach,
Neuenbürg, Wildbad und Baiersbronn. Der Schu>arzrvald ist eine
unerschöpfliche Holzkaminer für unser Land.
Die Köhlerei ist mit dem Steigen des Holzpreises fast ganz ein-
gegangen. Im württ. Schwarzwald wird sie nur noch im oberen Enztal
betrieben. Auch das Harzreißen und Pechsieden ist nur noch von sehr
geringer Bedeutung.
Waldbau und Viehzucht allein bieten der Bevölkerung des
Schwarzrvaldes keinen ausreichenden Grrverb. Lohnenden Ersatz
bietet dafür die Holzindustrie. Das Holz wird zu Weiubergp fähleu
und Schindeln gespalten, oder man verfertigt daraus Geräte aller Art,
z. B. Zuber, Butten, Gelten, Siebe, Schapfen, Sensenstiele, Koch- und Eß-
lössel, Gabeln, Reche», Schaufeln, Teller, Schachteln u. dgl.
In den Holzfchleifereien, z. B. in Höfen bei Wildbad, wird
das Holz durch die Kraft des Wassers und des Dampfes mit großen Schleif-
steinen zu feinem Holzstoff geschliffen, aus dem man Pappe, Zeitungs-
papier usw. herstellt.
Die Möbelfabrikatiou wird hauptsächlich in Freudenstadt und
Schraiuberg betrieben.