1911 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die einzelnen Teile des Ebenenlandes sind von Süden nach Norden:
1. Die Baar.
a) Die Landschaft: Den Namen Baar trägt die Hochfläche zwischen
Schwarzwald und Alb, das Quellgebiet des Neckars. Der größte Teil dieser
ungefähr 700 m ü, d. M. gelegenen, trotz ihres rauhen Klimas sehr ge-
treidereichen Hochebene gehört zu Baden, der württ. Teil zieht von Schwen-
ningen bis Rottweil. Wald findet sich nur auf den Höhend)
Die flachen Täler sind meist sumpfig. Im Schwenninger Moor liegt die
mit Steinen eingefaßte Quelle des Neckars. Das Bächlein wächst rasch
zum Fluß au, der bis Rottweil in einem flachen Tale dahineilt. Die Be-
wohner der Baar beschästigen sich mit Ackerbau und Viehzucht, besonders
aber mit Industrie.
d) Orte: Der Hauptort der württ. Baar ist Schwenningen, das
in den letzten 30 Jahren aus einem Marktflecken mit vorwiegend laud-
wirtschafttreibender Bevölkerung zu einer der blühendsten Industriestädte
Württembergs (13 000 Einw.) geworden ist. Hauptindustriezweig dieser
Stadt ist die Uhrensabrikation (Fachschule für Uhrenfabrikation und Fein-
Mechanik). Von Bedeutung sind auch die Schuhfabriken und die Holzindustrie
(.Möbelfabriken, Zündholzfabriken). Trossingen. (5000 Einw.) ist der
Hauplort der Mund- und Ziehharmonikafabrikation. In Wilhelms-
hall, einer staatlichen Saline bei Rottweil, wird Salz gewonnen.
Badische Orte der Baar sind Villingen (Uhrenfabrikation) und Donau-
es ch in gen (fürstl. Schloß und „Donauquelle"). Dürrheim, Solbad.
c) Eisenbahnen: Die Baar ist durchzogen von der Bahn Vil-
l in gen — Schwenningen — Rottweil, die die Verbindung zwischen
der bad. Schwarzwaldbahn und der oberen Neckarbahn herstellt.
2. Das Gäu.
a) Die Landschaft: Das Gäu grenzt im Westen au den Schwarz-
wald, im Süden an den Neckar zwischen Horb und Tübingen, im Osten an
den Schönbuch, die Solitüder Berge und die Glems, im Norden an die
Enz. Es senkt sich von Süden nach Norden. Am höchsten sind die Höhen
über dem Nagoldtal (600 m), während die Gegend über der Enz noch 350 m
hoch liegt. Der südliche Teil führt den Namen Oberes Gäu, die nörd-
liche Hälfte heißt Stroh gäu. Das Klima ist namentlich im nördlichen
Teile mild und der Boden meist mit fettem Lehm oder Löß bedeckt. Daher
ist die ganze Gegend sehr fruchtbar. Der Boden ist zu kostbar, als daß er
als Waldland dienen könnte. Überall sieht man daher weite Fruchtfelder
mit schweren Ähren, über denen hoch in der Luft die Lerche trillert, während
im Getreide der Schlag der Wachtel ertönt. Das Gäu ist die Korn-
kammer Württembergs. Aber es werden auch in großen Mengen
Futterpflanzen, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben und im südlichen
Teile viel Hopsen gepflanzt. Der Hopfen kommt auf die großen Hopfen-
markte in Herrenberg und Rottenburg. Um die Ortschaften liegen Obst-
gürten, die Straßen sind mit Obstbäumen eiugesaßt.
*) Im Schwenninger Gemeindewald steht die größte Tanne Deutschlands, der
„Hölzlekönig"; sie ist 42 m hoch, hat 6 m Umfang, und ein Alter von etwa 350
Jahren.
Württ. Landeskunde. 2