1911 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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auch wegen seiner herrlichen und weiten Aussicht. Er hängt nur durch
einen schmalen Grat mit der Alb zusammen. Ebenso ist es mit der Teck
oberhalb Kirchheim. Sie ist einer der schönsten Albberge. Von ihrem
einstigen Herzogsschloß sind nur noch wenige Mauern vorhanden. Ein Aus-
sichtstnrm vermittelt eine großartige Rundsicht. Ein herrlicher Berg ist
auch der benachbarte Breiten st ein bei Ochsenwang (811 m). Man über-
sieht von seiner breiten, mächtigen Hochfläche und seinen gewaltigen Fels-
abstürzen ein weites Stück Neckarland, einen großen Teil der Albhochfläche
und rechts und links den Albrand, dessen Glanzpunkte rechts Hohenstaufen,
Rechberg und Stuiseu, links Neuffen und Achalm sind. Auf der Berginsel
südlich vom Hohennenffen schließt der Heiden graben bei Grabenstetten
eine uralte, riesige Volksburg ab. Er bildet den größten vorgeschichtlichen
Besestigungswall der Alb.*)
Die mittlere Alb ist reich an vulkanischen Bildungen. Aber nicht um eigentliche
Vulkane handelt es sich hier, die viele Jahre lang geraucht und vulkanische Gesteine
ausgeworfen hätten, sondern es erfolgte nur ein einmaliger Ausbruch. Kaum wach
geworden, erloschen die Vulkane sogleich wieder. Durch eine gewaltige und plötzliche
Explosion wurde an 130 Stellen zwischen Reutlingen und Boll die Erdkruste, wie ein
Brett von Kugelschüssen, durchlöchert. Die sämtlichen Gesteinsschichten, durch die der
Schußkanal führte, wurden als vulkanische Asche in die Lust geschleudert und hernach
über die ganze Gegend gestreut. Durch die Löcher drang der feurige Brei des Erdinnern
(Lava, Basalt) heraus und erkaltete nach und nach. Der Kessel oder Krater füllte
sich dann mit Wasser und bildete einen kreisrunden oder ovalen See, ein „Maar".
Das bekannteste dieser Maare ist das Randecker Maar unweit des Breitensteins.
Es ist noch sehr gut erhalten; nur an der Nordseite hat das Wasser den Krater durch-
brochen, so daß der See sich entleerte.
Auf der wasserarmen Hochfläche sind die vulkanischen Ausbruchstellen, die oft
von Erde oder Kalkschutt überdeckt sind, von großer Bedeutung. Sie haben Wasser-
reiche Quelleu und Brunnen hervorgezaubert; denn der zähe, harte Basalt läßt im
Gegensatz zum stark zerklüfteten Jura das Wasser nicht versinken. Daher stehen manche
Dörfer der Hochfläche auf Basalttuff (Würtingen, Gruorn, Ohnastetten usw.).
Im Vorland der Alb verdanken dem zähen und harten Tuffkern viele kleine, wohl-
gerundete Berge ihre Erhaltung. Zu ihnen gehören der Georgenberg bei Pfullingen,
der Florian bei Metzingen, die Limburg bei Weilheim u. a., die alle einen
trefflichen Ausblick auf den Steilabfall der Alb gewähren.
2. Flüsse: Tie mittlere Alb hat nicht nur die schönsten Vorberge
sondern auch die herrlichsten Täler (S. 53).
Zum Neckar stießen Steinlach, Echaz, Erms, Steinach, Lauter
und Fils. Alle diese Flüsse entspringen am Fuß steiler Berge, durch--
fließen zuerst die Alb in engen, tiefen, prächtigen Tälern und hernach bis
zu ihrer Mündung die Albvorebene. Die rechte Zeit, diese Täler zu besuchen,
ist im Mai, wo sie ihr Festkleid angezogen haben. Der ganze Talrand
und die Halden hoch hinauf prangen dann im bräntlichen Schmuck der
Obstblüte, und das zarte Grün der Buchen hat eben erst die Knospen ge-
sprengt. Der Kncknck läßt seinen Ruf erschallen; Amseln, Drosseln und
Finken jubeln ihre Weisen.
Die Stein lach mündet gegenüber von Tübingen in den Neckar. Die
Echaz entspringt bei dem Dorse Hönau, über dem sich aus mächtigem
Felsen das Schlößchen Lichtenstein erhebt. Sie eilt durch ein indnstrie-
*) Die höchsten Punkte der mittleren Alb liegen albeinwärts nahe dem Steilrand.
Zu ihnen gehören: die Hohe Wacht bei Burladingen (907 in), der Römer stein bei
Donnstetten (874 m), die Bnchhalde bei Döttingen (870 m).