1911 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Obstban günstig; am Austritt der Echaz, Erms, Steinach und Lauter
aus der Alb wird sogar Weinbau getrieben. Dagegen ist die Fischzucht
(Forellen) infolge der Anlage von Fabriken zurückgegaugen. Eine nicht nu-
bedeutende Erwerbsquelle bildet sodann das Brechen der Tuffsteine. Diese
sind meist so weich, daß sie aus den Steinbrüchen gesägt oder geschnitten
werden, verhärten aber an der Luft sehr bald. Die Tuffsteine werden in
den Tälern zum Bau von Häusern verwendet und auch nach auswärts aus-
geführt. Eine namhafte Einnahme ziehen die Bewohner der Albtäler aus
dem starken Fremdenverkehr. Unsere herrliche Alb ist ja dank der
unermüdlichen Tätigkeit des Schwäbischen Albvereins (Weganlagen, Karten,
Turm- und Hüttenbauten) ein vielbesuchtes Waudergebiet geworden.
Zur Donau fließen von der mittleren Alb die Zwiefalter Aach, die
große oder Münsinger Lauter, die Schmiechen und die Blau.
Die Aach kommt aus der Wimfener Höhle (Friedrichshöhle). Als
mächtiger Bach strömt das kristallklare Wasser aus dem finstern Schlund
ans Tageslicht und treibt sofort eiue Mühle. Wo das Tal breiter wird,
erbauten einst fromme Mönche das Kloster Zwiefalten. In seinen Räumen
ist jetzt eine Irrenanstalt untergebracht.
Die große Lanter entspringt ans einem Quelltopf bei Offen-
Haufen. Ihr Tal ist eines der schönsten Albtäler; es ist reich an Felsen,
die mit Schlössern und Ruinen gekrönt sind. Sie schauen von stolzer Höhe
herab auf den frischgrünen, stillen Talgrund mit seinen klaren, forellen-
reichen Gewässern, seinen Mühlen und langgezogenen Dörfchen.
Auch die S ch m i e ch e n hat anfangs ein wildes Felsental, weiter unten
wird es breit und sumpfig. Sie mündet bei Ehingen. In ihrem Tale,
das mit dem Aach-Blantal ohne trennenden Bergrücken zusammenhängt,
ist die Zementindustrie hochentwickelt.
Die Blau kommt ans dem schönsten Quelltopf der Alb, dem sagen-
berühmten Blautopf bei Blaubeuren (Sage von der „schönen Lau"). Dieser ist
eine 23 m tiese, 123 m im Umfang messende, kreisrunde Riesenquelle am
Fuß einer steilen Felswand. In wunderbarem Blau, geheimnisvoll und fast
unmerklich, steigen die Wasser aus der Tiefe auf, und uralte, herrliche
Buchen, Ulmen und Eschen wölben ihre Zweige darüber. Nebenan aber
grüßen Kloster und Klosterkirche Blaubeuren. Dem Topfe entquillt eine
solche Menge Wasser, daß die Blau sofort ein Hammerwerk und kurz darauf
zwei Mühlen treiben kann. Das Tal der Blau ist reich an merkwürdigen
Felsbildungen und Rninen. Besonders schön ist die Umgegend von Blau-
beureu. In Ulm erreicht die Blau die Donau. Ihr Zufluß von rechts,^
die Schelklinger Aach, entspringt ebenfalls ans einem prächtigen Quelltopf.
Beide Täler, das Aach- und das Blautal, sind wie das Schmiechental Haupt-
sitze der Zementindustrie.
3. Höhlen: Die mittlere Alb ist besonders reich an Höhlen. Diese
geben uns eine Vorstellung von der tiefgehenden, durch Auslaugung des
Wassers bewirkten Zerklüftung der Alb. Wir nennen nur die bekanntesten:
1. Die Karlshöhle bei Erpsingen.
2. Die sagenberühmte Nebel höhle in der Nähe der Bnrg Lichten-
stein ist gegen 200 m lang und reich an wunderlich geformten Tropf-
steinbildnngen (Hauffs „Lichtenstein"). Jeden Pfingstmontag >vird sie fest-