1885 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Meyer, Johannes, Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Renner, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Felsenkuppe hatten sie ihre Opferstätten. Meist floß zur Ehre der Götter
das Blut geschlachteter Pferde; nicht selten traf das Messer des Opfer-
Priesters auch den gefangenen Feind.
3. Unsere Vorsahren wohnten nicht gern in größeren Städten und
Dörfern. Längs der murmelnden Gewässer in den Thälern oder auf
offenen Waldstellen fiedelten sie sich an, zuweilen allein, öfter noch der-
eint zu einer Gemeinde. Eine solche Gemeinde bestand aus einer Anzahl
von Hausstellen, deren jede mit dem zugehörigen Hofplatze und Garten
eine Hofreite ausmachte. Der Besitz der Gemeinde an Wiese und Feld
war gemeinsam. Ein Teil dieses Gemeindebesitzes wurde nach einer fest-
stehenden Ordnung unter die Hauswirte verteilt zu zeitweiliger Benutzung;
ein anderer Teil bildete die Gemeinheit, die von allen Gemeinde-
gliedern zum Hüten des Viehes benutzt wurde. Erst später wurde den
Hausstellen Wiese und Feld dauernd zugeteilt. Ein solches Besitztum
nannte man dann eine Hufe. Den Wald dagegen und auch den Weide-
platz betrachteten unsere Vorfahren als gemeinsames Besitztum. Meist
hatten mehrere Gemeinden Anteil an den einzelnen großen Waldflächen,
den Markwaldungen. Aus dem Markwalde nahm man Gras,
Eichelmast, Bau- und Brennholz nach Bedarf. — So klein die einzelnen
Gemeinden waren, fo herrschte doch in den meisten eine strenge Sonderung
nach Ständen. Da gab es zuerst zwei Klassen unfreier Leute. Die
verachtetsteu unter diesen waren die Sklaven, Schalke genannt. Es
waren meist Kriegsgefangene, oft auch Männer, die ihre Freiheit beim
Spiel als Preis eingefetzt hatten. Schwere Arbeit auf den Höfen war
ihr Los, und sie konnten wie eine Sache weiterverkauft werden. Die
zweite Art der Unfreien waren die Liten. Sie waren auch einem Freien
zum Dienst verpflichtet, befaßen aber ein ihnen vom Herrn verliehenes
Stück Land zur Nutznießung und durften ohne dieses Grundstück nicht
verkauft werden. Ihnen gegenüber bildeten die Freien den Kern des
Volkes. Sie saßen auf eigenem Gut und vererbten dieses auf ihre
männlichen Nachkommen. War das Besitztum nur klein, so daß der
Besitzer es ohne Hilfe von Liten und Schalken bearbeiten mußte, so zählte
er zu den Gemeinfreien. Von diesen unterschieden waren die Edelen,
die durch großen Besitz und zahlreiches Gesinde einen hohen Vorrang
hatten.
2. Die Bekehrung zum Christentum.
1. Im Laufe der Jahrhunderte trat in unserem Vaterlande eine
große Veränderung du : fast alle großen Volksstämme bekehrten sich zum
Christentum. Nur unsere Vorfahren, die Sachsen, hielten noch immer
an ihren heidnischen Göttern und Sitten fest und waren allen Nachbaren
durch ihre Raubzüge gefährlich. Besonders hatten die westlichen Nach-
baren, die Franken, sehr viel von dem wilden, kriegerischen Sinne der
Sachsen zu leiden. Vergebens hatten Karl Martell und sein Sohn
Pippin gegen denselben gekämpft; erst dem Sohne des letzteren, Karl
dem Großen (768—814), war es beschieden, das Volk zum Christen-
tume zu bekehren. Doch gelang ihm dies erst nach harten Kämpfen.