1885 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Meyer, Johannes, Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Renner, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
arten übergeht, die den Harz berühren. Als Probe der oberharzischen
Mundart möge folgender Vers ans einem Bergmannsliede dienen:
„Glück auf, ihr Barkley) jung und alt — Singt denn derhinder2) drein,—
Rächt dufe3), daß es net su schallt — Sist«) kimmt der Wächters rein."
2. Das Bergland im Osten der Weser.
1a. Wandern wir vom Harze nach Westen, so ist der erstere größere
Fluß, auf den wir treffen, die Leine. Die Leine entspringt auf dem
Eichsfelde, fließt zuerst in westlicher Richtung, wendet sich dann nord-
wärts und tritt einige Meilen oberhalb der Stadt Hannover ins Flach-
land. Sie erhalt nur von O. zwei nennenswerte Zuflüsse, die Ruhme
und die Innerste.
Die Ruhme ist einer der merkwürdigsten Flüsse, da sie aus einer Quelle
entsteht, die so große Wassermassen spendet, daß der Fluß fast unmittelbar nach
seinem Ursprung eine große Holzmehlfabrik treiben kann.
Die Innerste entspringt auf der Hochebene von Klausthal, verläßt bei
Langelsheim den Harz, fließt zuerst in nordöstlicher Richtung, wendet sich dann
nach Nw. und mündet bei Sarstedt, etwas unter Kalenberg, in die Leine.
Die Leine wird begleitet von dem Leine-Bergland. Die hanpt-
sächlichsten Erhebungen desselben sind der Gotting er Wald, die
Siebenberge bei Alfeld und der Hildesheimer Wald.
Der Göttinger Wald fällt nach Osten und Norden steil, nach W. dagegen
allmählich ab. Den nördlichsten Punkt bildet ein nach drei Seiten jäh abfallender
Bergkegel, der nur durch einen schmalen Bergrücken mit der Hochfläche verbunden
ist und auf seinem Rücken die Ruinen der Plesse trägt. Der ganze Höhenzug
endet mit seinem nordöstlichen Teil in dem Ruhmethal.
Der Hildesheimer Wald beginnt bei Salzdetfurth und erstreckt sich unter
verschiedenen Namen in nordwestlicher Richtung bis nach Nordstemmen.
2a. An der Leine liegt die freundliche Universitätsstadt Göttingen
(20 000 Ew.), an der Innerste der alte Bischofsitz Hildesheim (26 000)
Einw.), das Nürnberg des Nordens.
Göttingen wird schon vor dem Jahre 1000 erwähnt. Im Mittelalter erhob
sich die Stadt zu hoher Blüte, indem zahlreich einwandernde Flamländer hier die
Tuchweberei einführten, die sehr schwungreich betrieben wurde. Aber mit dem
Ausgang des Mittelalters folgte auch hier eine Zeit argen Verfalls; der dreißig-
jährige Krieg führte sodann eine vollständige Verarmung der Stadt herbei, und im
Anfange des vorigen Jahrhunderts war Göttingen eine ganz herabgekommene
Landstadt ohne Handel, Industrie und höhere Bildung. Da schus hier König
Georg I. in den Jahren 1734—1737 eine Universität, die, mit den reichsten Mitteln
ausgestattet und mit den tüchtigsten Professoren besetzt, den Namen Göttingens über
die ganze Erde bekannt gemacht hat.
Hildesheims Geschichte läßt sich bis in die Zeiten von Ludwig dem Frommen
zurückführen. Hier, so erzählt die Sage, jagte der Kaiser einst im Walde und verirrte
sich. Da nahm er von seiner Brust ein Reliquiengefäß, hing es an einen Rosenstock
und betete inbrünstig zur Mutter des Heilandes, daß sie ihn hier in der Wildnis
nicht möge umkommen lassen. Dann schlief er ein. Als er erwachte, fah er mit
Verwunderung den Rosenstock mit frifch gefallenem Schnee bedeckt, während rings
umher alles grünte wie zuvor. Der Kaifer wurde gerettet und baute an dieser Stelle
ein Gotteshaus. Aus dem anfänglich kleinen Kirchlein ist später im 11. Jahrhundert
ein großer Dom geworden. An seiner Rückwand grünt und blüht aber noch immer
der wunderbare Rosenstock, und wohl 12 m hoch zieht er sich an der Mauer empor,
jeden Sommer mit Tausenden von Blüten beladen. Über dem Chore des Domes
Bergleute. — 2) auch mit hinter. — 3) Recht leise. — 4) Sonst. — 3) Wächter.