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1. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 21

1885 - Hannover : Helwing
21 2b. Am Anfange des ersten Bogens, den die Weser im Berglande macht, liegt Münden (6 300 Einw.), in der Mitte des zweiten Bogens Hameln (11 000 Einw.). Die Stadt Münden verdankt ihren Ursprung -einer von Otto von Northeim erbauten Burg- Die Stadt nahm rasch einen bedeutenden Aufschwung- Im Anfange des 15- Jahrhunderts wurde die noch jetzt wohl erhaltene Werrabrücke gebaut. Während des dreißigjährigen Krieges wurde Münden..durch Tilly fast vollständig zerstört und einige Jahrzehnte später durch eine große Überschwemmung heimgesucht. Im Lause des vorigen Jahrhunderts entstanden zwar in Münden einige _ Fabrik- anlagen, auch war der Leinenhandel der Stadt nicht unbedeutend; doch ihre alte Blüte kehrte nicht wieder- Die Stadt Hameln ist aus einem Stifte entstanden, das wahrscheinlich schon zu den Zeiten Karls d. Gr. gegründet und Bonifatius zu Ehren das Stift des heil. Bonifatius genannt wurde. Ihren Namen hat sie von der Hamel, einem kleinen Flusse, der sich in die Weser ergießt. Im dreißigjährigen und im sieben- jährigen Kriege hat die Stadt viel gelitten; während des siebenjährigen Krieges wurde in ihrer Nähe die Schlacht bei Hastenbeck geschlagen (26. Juli 1757). Traurige Zeiten erlitt die Stadt auch während des französischen Krieges am Anfang dieses Jahr- Hunderts. Die Festungswerke wurden 1806 durch die Franzosen abgetragen. Über die Weser führt eine prachtvolle Kettenbrücke. Die Sage vom Rattenfänger von Hameln findet sich in jedem Lesebuche. 3. Das Klima ist in diesen Berg- und Hügellandschaften viel milder als auf dem Harze. Besonders milde Luft finden wir in dem Ruhmethale. Dagegen herrscht auf den Bodenerhebungen zwischen Leine und Weser, besonders ans dem Solling, ein rauhes und trockenes Klima; jedoch sind diejenigen Thaler des Sollings, welche der Weser sich zukehren, milder. Überhaupt hat das ganze Weserthal wiederum ein mildes Klima. Die Hauptfrucht der Berg- und Hügellandschaften ist der Roggen, ihm folgt Hafer, Weizen und Gerste. Hildesheim erzeugt viel Flachs. An Gemüsen bauen Hildesheim und Kalenberg die besten Kartoffeln. Das Fürstentum Grubenhagen beschäftigt sich viel mit dem Anbau von Tabak. Im allgemeinen ist das Hildesheimsche am gesegnetsten, während die göttingschen und grubeuhagenschen Landschaften etwas weniger frucht- bar find. Die Weser liefert schönen Lachs. Im Sollinge finden sich bedeutende Sand- und Quadersteinbrüche. Steinkohlen liefert der Oster- Wald und der Deister; der Deister liefert auch Sandstein. 4. Die Bewohner des Berg- und Hügellandes gehören dem niedersächsischen Stamm an. Wenn von dem niedersächsischen Stamm gesagt wird, daß er im allgemeinen starr am Alten hängt, einen gleichmütigen, phlegmatischen und zähen Charakter besitzt, so ist doch der Bewohner des Berg- und Hügellandes regsam, empfänglich, durchaus nicht abgeschlossen und Neuerungen nicht abhold. Die Dichtigkeit der Bevölkerung, der starke Verkehr, die große Menge der Städte, in Göttingen auch wohl die Zersplitterung des Grundbesitzes, sind nicht ohne Einfluß auf den Charakter des Volkes geblieben. Die Sprache des gewöhnlichen Volkes ist das Plattdeutsche, von dem hier im allgemeinen zwei Arten auftreten: das Plattdeutsche in Hildes- heim und Göttingen und das Plattdeutsche in Kalenberg. Als Probe des ersteren geben wir das „Martinilied", das in jenen Gegenden oft am „Martinsabend" von den Kindern gesungen wird; als Probe des
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