1885 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Meyer, Johannes, Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Renner, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2b. Am Anfange des ersten Bogens, den die Weser im Berglande
macht, liegt Münden (6 300 Einw.), in der Mitte des zweiten Bogens
Hameln (11 000 Einw.).
Die Stadt Münden verdankt ihren Ursprung -einer von Otto von Northeim
erbauten Burg- Die Stadt nahm rasch einen bedeutenden Aufschwung- Im Anfange
des 15- Jahrhunderts wurde die noch jetzt wohl erhaltene Werrabrücke gebaut.
Während des dreißigjährigen Krieges wurde Münden..durch Tilly fast vollständig
zerstört und einige Jahrzehnte später durch eine große Überschwemmung heimgesucht.
Im Lause des vorigen Jahrhunderts entstanden zwar in Münden einige _ Fabrik-
anlagen, auch war der Leinenhandel der Stadt nicht unbedeutend; doch ihre alte
Blüte kehrte nicht wieder-
Die Stadt Hameln ist aus einem Stifte entstanden, das wahrscheinlich schon
zu den Zeiten Karls d. Gr. gegründet und Bonifatius zu Ehren das Stift des
heil. Bonifatius genannt wurde. Ihren Namen hat sie von der Hamel, einem
kleinen Flusse, der sich in die Weser ergießt. Im dreißigjährigen und im sieben-
jährigen Kriege hat die Stadt viel gelitten; während des siebenjährigen Krieges wurde
in ihrer Nähe die Schlacht bei Hastenbeck geschlagen (26. Juli 1757). Traurige Zeiten
erlitt die Stadt auch während des französischen Krieges am Anfang dieses Jahr-
Hunderts. Die Festungswerke wurden 1806 durch die Franzosen abgetragen. Über
die Weser führt eine prachtvolle Kettenbrücke. Die Sage vom Rattenfänger von
Hameln findet sich in jedem Lesebuche.
3. Das Klima ist in diesen Berg- und Hügellandschaften viel
milder als auf dem Harze. Besonders milde Luft finden wir in
dem Ruhmethale. Dagegen herrscht auf den Bodenerhebungen zwischen
Leine und Weser, besonders ans dem Solling, ein rauhes und trockenes
Klima; jedoch sind diejenigen Thaler des Sollings, welche der Weser sich
zukehren, milder. Überhaupt hat das ganze Weserthal wiederum ein
mildes Klima.
Die Hauptfrucht der Berg- und Hügellandschaften ist der Roggen,
ihm folgt Hafer, Weizen und Gerste. Hildesheim erzeugt viel Flachs.
An Gemüsen bauen Hildesheim und Kalenberg die besten Kartoffeln.
Das Fürstentum Grubenhagen beschäftigt sich viel mit dem Anbau von
Tabak. Im allgemeinen ist das Hildesheimsche am gesegnetsten, während
die göttingschen und grubeuhagenschen Landschaften etwas weniger frucht-
bar find. Die Weser liefert schönen Lachs. Im Sollinge finden sich
bedeutende Sand- und Quadersteinbrüche. Steinkohlen liefert der Oster-
Wald und der Deister; der Deister liefert auch Sandstein.
4. Die Bewohner des Berg- und Hügellandes gehören dem
niedersächsischen Stamm an.
Wenn von dem niedersächsischen Stamm gesagt wird, daß er im allgemeinen
starr am Alten hängt, einen gleichmütigen, phlegmatischen und zähen Charakter
besitzt, so ist doch der Bewohner des Berg- und Hügellandes regsam, empfänglich,
durchaus nicht abgeschlossen und Neuerungen nicht abhold. Die Dichtigkeit der
Bevölkerung, der starke Verkehr, die große Menge der Städte, in Göttingen auch
wohl die Zersplitterung des Grundbesitzes, sind nicht ohne Einfluß auf den Charakter
des Volkes geblieben.
Die Sprache des gewöhnlichen Volkes ist das Plattdeutsche, von dem
hier im allgemeinen zwei Arten auftreten: das Plattdeutsche in Hildes-
heim und Göttingen und das Plattdeutsche in Kalenberg. Als Probe
des ersteren geben wir das „Martinilied", das in jenen Gegenden oft
am „Martinsabend" von den Kindern gesungen wird; als Probe des