1893 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
94 Charakter-Vögel Nordamerikas.
feit gegen Gefahr charakterisiert alle hühnerartigen Vögel Nord-
amerikas. Überhaupt wird der Puter fast überall eine leichte
Beute des Menschen. Die Indianer halten aber auch einen ge-
bratenen Truthahn so hoch, daß sie ihn „das Gericht der
Weisen" nennen und ihn den Fremden als das Beste vorsetzen,
was sie haben. Leider ist er aber im zahmen Zustande nicht
blos in Europa und Asien, sondern auch, was sehr merkwürdig
ist, in seinem Vaterlande ausgeartet, so daß der zahme Trut-
Hahn von Amerika, selbst wenn er srei in den Wäldern und
Feldern herumstreifen kann, in keiner Hinsicht besser, größer
und stärker ist, als der in den europäischen Hühnerhösen. —
Ein sehr seltener Vogel derselben Gattung ist der prachtvolle
Pfauentruthahn auf dem Festlande Mittelamerikas. Er
übertrifft an Farbenpracht fast noch den Pfau, ist aber sonst,
namentlich in der sonderbaren Fleischwarze über dem Schnabel,
ganz dem gewöhnlichen Puter ähnlich.
3. Auf den großen natürlichen Wiesenflächen (Prairien)
und Steppen, die sich in den westlichen Teilen Nordamerikas,
besonders jenseits des Mississippi finden, hat neben dem Puter
ein zweites, höchst merkwürdiges Huhn sein engbegrenztes Heimat-
land; das sonderbare Präriehuhlt, welches srüher in Nord-
amerika so häufig war, daß es z. B. in Kentucky in Menge
geschossen und gefangen und als die gemeinste Speise betrachtet
wurde. Auch wurde es wegen des erheblichen Schadens, den
es in Gärten und bebauten Feldern anrichtete, eifrig verfolgt.
Gegenwärtig ist es in diesem Gebiete kaum noch aufzufinden,
indem es sich, wie die Indianer, weiter und weiter nach Westen
zurückzieht, um den Mordgelüsten des weißen Mannes zu ent-
gehen. In den östlichen Staaten, wo diese Hühner noch vor-
Händen sind, danken sie ihr Bestehen nur Jagdgesetzen, welche
man zu ihrem Schutze erlassen hat.
Das Präriehuhn zieht Wald- und baumlose Ebenen allen
übrigen Srichen vor und verdient also den ihm erteilten Namen.
Dürre, sandige Strecken, welche nur spärlich mit Buschwerk be-
standen, aber mit Gras bewachsen sind, bilden seinen Ausent-
Haltsort. In seinen Bewegungen erinnert dieses Geflügel viel-
fach an unsere Wildhühner; es ist jedoch plumper und schwer-
fälliger, als das zierliche Haselhuhn.
Die Äsung des Präriehuhnes besteht ebensowohl aus Pslan-
zenstosfen wie aus Kleingetier der verschiedensten Art. Im