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1. Tier-Geographie - S. 107

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Südamerikas 107 schweifen an den ungewohnten Formen der Bäume, des Laubes und der Früchte umher; er beobachtet die Neugierde der Affen, welche auf die äußersten Äste Herabkommen, um die fremde Erscheinung zu be- trachten, — den stillen Krieg der Insekten, die Geschäftigkeit großer Ameisenzüge; bisweilen tönen die Hammerschläge der Spechte, oder das Gekrächze der Araras durch die ruhige Einsamkeit; doch plötzlich wird der Wald lebendig, der Tapir erscheint, von den klaffenden Hunden verfolgt, und bricht, mit vorgestrecktem Kopfe und geringeltem Schwänze, in gerader Linie durch das Dickicht, alles vor sich niederwerfend, was ihm in dem Wege steht. Der Lärm ist so groß, daß selbst der geprüfte Jäger scheu hinter den Schutz seines Baumes tritt, um von hier aus das Wild in Hals oder Brust zu treffen. Die Brasilianer bedienen sich aus dieser Jagd sehr langer Kugelflinten. Kühne Jäger wagen auch wohl, dem vorüber rennenden Tapir ein breites Messer in die Brust zu stoßen; dies ist jedoch immer gefährlich; denn obgleich das Tier weder durch Zähne noch durch die Klauen verwundet, so kann es doch durch den gewaltigen Stoß, den es mit seinem Rüssel versetzt, bedeutend verletzen. Wie der Elefant, ist der Tapir leicht zu zähmen, wenn man ihn jung eingefangen hat; allein es fehlt ihm der ruhige, helle Verstand jenes edlen Tieres. Von den Tapiren wird Fleisch und Fell benutzt, letzteres wird gegerbt, zu Riemen ge- schnitten und sodann zu Peitschen oder Zügeln verwendet. b. Vögel. Die Klasse der Vögel ziert Sudamerika mit einem an das Unglaubliche grenzenden Reichtume von Formen, Stimmen und Farben und verleiht diesem Weltteile um so mehr ein eigen- tümliches Leben und Kolorit, als die Zahl der Individuen bis zum Außerordentlichen vermehrt ist. In der Einsamkeit der Urwälder treffen die mannigfaltigsten Töne das Ohr des euro- päischen Wanderers. Das heisere Gekrächze des Aras, das Ge- schwätz der Papageien und Pirolen, der Flötenton der Drosseln, das Geschwirre und Zwitschern kleiner Singvögel, die gellenden Schläge der gewöhnlich auf den höchsten Spitzen trockener Bäume sitzenden, schneeweißen Araponga, wie das Hämmern auf einem Ambose durch die Waldungen tönend, das Girren der Tauben, das Marxen der Hokkos — vereinigen sich zu einer wunder- baren Harmonie, die höchst eigentümlich auf ihn wirkt. Bis- weilen aber werden in den dunkeln Baumkronen jener Urwälder Stimmen hörbar, die entweder mit Zweifeln über die Art der
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