1893 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
82 Archipel von Hawaii.
Meilen messend. Es ist eine zum teil aus den Fluten empor-
steigende Insel, an deren nackten Lavafelsen sich die tobende
See schäumend bricht oder brausend in die gähnenden Höhlen
stürzt, welche sich nahe am Rande öffnen. Gurgelnd und
stöhnend strömt das Wasser wieder aus den tiefen Schlünden
zurück oder schießt aus der durchbrochenen Decke zwischen Farnen
springbrunnenartig hoch in die Luft. — a) Die Westseite
der Insel, welche durch das hohe Innere von den feuchten Ost-
winden abgeschlossen wird, hat etwas unbeschreiblich Ödes. Der
schmale Strand aus uackteu Lavafelsen, hier und da von einzel-
nen vulkanischen Kegeln durchbrochen, ist von erschreckender Un-
sruchtbarkeit, denn alle Niederschläge sinken schnell durch die
zahlreichen Risse und Spalten zu großer Tiefe hinab, und das
zu erlangende Wasser ist bitter und salzig; dennoch ist auch
diese unwirtliche Gegend bewohnt. Die genügsame Kokospalme,
dieser Segen der Südsee, gedeiht auch hier, und die See liefert
mancherlei Nahrung. — b) Die Ostseite ist weit besser be-
dacht. Der Seefahrer, welcher von N. kommend an der bald
schroffen, bald anmuthigen, immer aber großartigen Küste dahin-
gleitet, hat fast beständig einen oder den andern der vielen
Wasserfälle in Sicht, die von 20 — 200 m hohen Steilwänden
in wenigen Absätzen rauschend zum Meere herabstürzen. Von
den Kanten ziehen sich auf den sanft ansteigenden Flächen dunkle
Wälder wechselnd mit helleren Zuckerplantagen, zu den beiden
Riesen Mauna Loa und Mauna Kea hinauf. Verstohlen lugen
kleine Ortschaften mit reinlich weißgetünchten Kirchen aus grünen
Schluchten hervor. — e) An der Südseite der hübschen, rund-
um mit Kokospalmen und anderen tropischen Pflanzen eingesaß-
ten Byronbai liegt die Hauptstadt der Insel und Residenz
des Gouverneurs, das gartenreiche Hilo, ein reizendes Städt-
chen mit 1000 Einwohnern. Es hat mit seinen zwei hohen
Kirchen einen nahezu europäischen Anstrich. Unter den hohen
schattenspendenden Bäumen liegen halb verborgen die Hütten der
Eingeborenen, während man am Strande, wo sich der ganze
Handel zusammendrängt, einige weiße Holzgebäude sieht. Das
größte Bauwerk auf der Insel ist das von Veranden und
prachtvollen ausländischen Bäumen umgebene Gerichtsgebäude.
Den übrigen Häusern geben tiefe Strohdächer und phan-
tastisch vergitterte, mit Jasminpflanzen, Waldreben und
Passionsblumen geschmückte Veranden ein kühles, einladendes