1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Tundra in Alaska. 83
farbige graue Glocke überall auf den Bodeu auslegt. Kein
Baum, kein Strauch zeigt dem eiusamen Reisenden den Weg,
kein Haus winkt ihm aus der Ferne freundlich zu. Nur um
wenige Fuß überragen die spärlichen, flach-rundlicheu Hütten
der Eskimos die Ebene, wenn sie nicht durch deu Schnee einer
Nacht, wie es oft genug vorkommt, gleichmäßig überdeckt werden.
So undurchdringlich ist nicht selten das winterliche Schnee-
gestöber, daß der Reisende, welcher sich auch uur auf einige
Minuten von seinem Schlitten entfernt, denselben nicht wieder
aufzufinden vermag. Die Huude, ihres Führers beraubt, pflegen
sich dann zusammengerollt in den Schnee niederzulegen und ein-
schneien zu lassen, und der Reisende kann dann in ihrer un-
mittelbaren Nähe die ganze Nacht hindurch umherirren, ohne
daß sie einen Laut von sich geben. — b) Mitte April tritt das
Tauwetter ein; der Schnee ist bald weggeschmolzen, länger hält
sich die Eisdecke der Gewässer. Schwindet auch diese, dann ver-
wandelt sich die ganze Tundra in ein Gewirr von Wasser und
Sumpf; nur kleine Strecken des Bodens sind fest. Die Pflanzen-
Welt ist nur durch die nordische Sumpfflora vertreten, bloß
an den großen Flüssen tritt auch Nadelholz und Buschwerk auf.
Daher fehlt den Eskimos der Tuudra das Holz, und sie können
felbst den ganzen Winter kein Feuer anzünden und verzehren
ihre Nahrung, die hauptsächlich aus den zu Millionen vor-
kommenden kleinen Sumpsfischchen, Horn- und Schwarzfischen
besteht, meist ungekocht; Schneehühner sind ungemein zahlreich;
den Sommer über kommen große Mengen von Gänsen und
Enten aus dem Süden, bei deren Jagd die Eskimos tief durch
Wasser und Morast waten. Das sind sie wohl gewohnt, denn
der uugedielte Boden ihrer Hütten bildet in diesem Sumpflande
stets einen ekelhaft schmutzigen Schlamm. Manche Dörfer sind
uur zur Zeit der Sommerfischerei bewohut, wogegen andere
ausschließlich den Winter über benutzt werden. Auch im Sommer
bleibt der Boden der Tundra in geringer Tiefe gefroren, was?
ja für diese nordische Sumpfsteppe charakteristisch ist.
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