1887 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2 Entstehung des Weltalls.
Schichten der großen Dunsthülle, die den Planeten umgab, er-
kälteten natürlich zuerst, und die in ihr als Dampf enthaltenen
Stoffe fielen dadurch als ein Gemisch von allerlei Erden, teils
und hauptsächlich als Wasfer zu Boden. Kurz, es regnete
heftig, wie es auch jetzt jedesmal regnet, sobald eine warme Lust-
schicht, in der viele Wasserdämpfe enthalten sind, schnell ab-
gekühlt wird.
Um sich vorzustellen, was weiter geschah, denke man sich
ein Gefäß mit heißem geschmolzenen Blei, ans das man ans
einer Gießkanne einen leisen Regen von Wasser sprühen läßt.
Die Tröpfchen werden sich, zum Teil noch ehe sie die Oberfläche
des geschmolzenen Metalls erreichen, wieder in Dampf ver-
wandeln und aufsteigen, bis sich das Blei, zuerst an der Außen-
seite und dann immer tiefer, durch das uuuuterbrochen darauf
herabträufelnde Wasser abgekühlt hat und fest wird.
So ging es mit der Erde. Noch bevor die wässerigen
Niederschläge die Oberfläche der geschmolzenen glühenden Stoffe
des Erdkernes erreichten, verdampften sie aufs neue und stiegen
wieder in die Höhe, bis sie in die Region kamen, wo sie durch
die Kälte des Weltraumes abermals zu Wasser niedergeschlagen
wnrden.
Den unendlichen kalten Weltraum konnte die kleine heiße
Erde natürlich nicht etwa wie der Ofen ein geschlossenes Zimmer
zuletzt erheizeu. Die Temperatur desselben vermochte sie eben
so wenig zu ändern, als z. B. ein glühendes Sandkorn im
stände sein würde, eine große Kirche zu erwärmen. Also nur
die Erde konnte allmählich kälter, aber nicht der Weltranm
durch sie wärmer werden. So mußte sich die Regiou, in der
die aufsteigenden Wasserdämpse wieder in Wasser verwandelt
wurden, allmählich immer tiefer auf deu Erdboden herabsenken^
während die Oberfläche des geschmolzenen Kerns immer mehr
von der Hitze verlor, bis sie zuletzt aufhörte, flüssig zu sein,
und fest und steinhart wurde, wie die Lava, die wir noch jetzt
in flüssigem Zustande aus den Vnlkanen hervorquellen, in die
Thäler fließen und sich hier allmählich abkühlen und erstarren
sehen.
Jener chaotische Zustaud eines wilden Si'ampfls zwischen
Hitze und Kälte, Feuer und Wasser hat jedenfalls eine Reihe
von Jahrtausenden hindurch gedauert, deren Zahl die Wissen-
schast noch nicht näher zu bestimmen vermag.