1887 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Wirbelstürme oder Cyklonen. 147
mit ihm vereinigten Gangesarme ist. Am Abend des 31. Okt.
begab sich die Bevölkerung jener flachen Gegend ahnungslos
zur Ruhe, aber um elf Uhr kamen heftige Windstöße, und
um Mitternacht ertönte der Schreckensruf: „Das Wasser ist
da!" Drei hohe Wogen hinter einander brachen über das Land
herein, und in wenig Augenblicken war das Schreckliche geschehen.
Wären nicht die leichten aus Zweigen und Matten errichteten
Wohnungen meist von einem Walle hoher und dicht stehender
Bäume umgeben, so hätte die gesamte Bevölkerung in den
Fluten ihren Untergang gefunden, so aber wurden zahllose
Menschen vom Wasser in die Wipfel der Bäume getragen, wo
sie sich aufhielten, bis die Wogen wieder zurücktraten. Der
Orkan selbst war von furchtbarer Wut. Himmel und Meer
schienen in einander zu verschwimmen, nicht Regentropfen, son-
dern völlige Wasserströme stürzten aus den Wolken herab und
vermischten sich mit den wütenden Wogen der See, dazwischen
heulte der Wind in tausend schreckensvollen Tönen. Nachdem
die Cykloue auf das Festland übergetreten war, verminderte sich
ihre Geschwindigkeit, und nordwärts fortschreitend wurde sie am
Abend des 1. November von den Tipperah-Hügeln vollständig
zerstreut und aufgelöst. Auch bei andern Wirbelstnrmen hat
sich herausgestellt, daß dieselben sich lediglich auf die unteren
Schichten der Atmosphäre beschränken, die hohen Regionen der
Luft dagegen gar nicht von ihnen berührt werden.
Wenden wir uns jetzt nach Westindien, so finden wir, daß
dort die Hurricaue in ihren verheerenden Wirkungen den Teifnnen
nicht nachstehen.
Es folge hier nur eine Schilderung des Orkans vom 10.
und 11. August 1831, welcher die Insel Barbados verwüstete.
An jenem Abend um sieben Uhr war ruhiges, heiteres Wetter.
Gegen neun Uhr erhob sich ein Nordwind, eine halbe Stunde
später sah man Blitze, um Mitternacht wurden diese furchtbar,
und der Wind wehte mit stürmischer Gewalt. Um ein Uhr
morgens wuchs die Gewalt des Sturmes, und sein Heulen
wurde derart, daß es keine Sprache zu beschreiben vermag.
Um drei Uhr nahm der Wind ab und sein Brüllen sank zu
einem majestätischen Gemurmel herab. Bald aber brach der
Orkan von Westen aufs Neue mit unbeschreiblicher Gewalt
hervor. „Die festesten Gebände erbebten in ihren Grundmauern,
ja die Erde selbst zitterte, als der Zerstörer über sie hinweg-
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