1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
62
Bergwerk Wieliczka.
8. Sergwerk Melitta.
a) Zugang, b) Inneres, c) Bearbeitung des Salzes.
a) Zu den größten Merkwürdigkeiten Galiziens gehört sein
Steinsalzbergwerk Wieliczka *) in der Nähe von Krakau. Hier
wird das Salz bergwerksmäßig bearbeitet und in großen Stücken
zu Tage gefördert. Durch acht Gänge gelangt man zu den
unterirdischen Salzbehältern. Wenn man sich hinabläßt, so ge-
langt man zuerst an einen finsteren Platz; von hier aus sühren
verschiedene Gänge zu einer Treppe von 325 teils hölzernen,
teils aus Salzstein bestehenden Stufen. Nachdem man diese
zurückgelegt hat, stößt man abermals auf verschiedene Gänge,
die zum eigentlichen Salzwerke führen. — h) Aber wie er-
stauut man beim Eintritt in diesen wundervollen Bau! Man
findet sich plötzlich in einer neuen Welt, deren Glanz und
Prachtschimmer alles weit hinter sich läßt, was die Phantasie
nur immer erdenken kann. Wendet man sein Auge nach dem
Boden, auf dem man steht, so überblickt man eine weite, un-
übersehbare und volkreiche Ebene mit Häusern und Heerstraßen,
auf welchen sich Fuhrwerk an Fuhrwerk drängt. Alles wimmelt
von Menschen, und man befindet sich in einem eigenen, unter-
irdischen Staate. Blickt man über sich, so sieht man ein hohes
Gewölbe, das auf Säulen von Salzstein ruht, und dessen Decke
ebenfalls Salzstein ist. Da überall zum gemeinschaftlichen Ge-
brauch eine Menge Lichter brennen, deren Glanz wie von un-
zählbaren Spiegeln zurückgeworfen wird, so gewährt dieses
Schauspiel einen großartigen Anblick. Damit die Gewölbedecke
nicht herabstürzt, muß man in angemessenen Entfernungen
Säulen anbringen, und zwar bestehen diese Säulen ebenfalls
aus Salzstein. Besonders schön nehmen sich die Salzstücke an
den Bogen der Gewölbe aus, die in Eiszapfenform herabhängen
und in allen Regenbogenfarben schimmern. Hier Und dort er-
blickt man Hütten, teils einzeln stehend teils gruppenweise. Die
Zahl der Bewohner dieses unterirdischen Erdstrichs beläuft sich
auf 800. Für die Erwachsenen wird in einer kleinen Kapelle,
welche in den Salzfelsen gehauen ist, zur Zeit des Bergsestes
*) Nach dem Entdecker, einem Hirten, so benannt.