1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Granada. 137
zierliche Gruppen von allerlei südlichen Fruchtbäumen bedecken
die blühende Ebene. Vier Flüsse und unzählige, in arabische
Kanäle geleitete Gebirgswasser durchziehen das liebliche Thal,
das 30 Stunden im Umsange hat und durch beständigen Über-
flnß an Wasser ein ewig frisches, blühendes und das Auge ent-
zückendes Ansehen erhält. Hinter diesem grünen Teppich mit
seiner erhabenen Felseneinfassung erheben sich in sanftem An-
steigen die von Thälern durchschnittenen Berge, die das alte
arabische Granada mit seiner Alhambra tragen. — b) Der all-
gemeine Eindruck, den Granada macht, ist ungünstig. Man
denke sich eine alte spanische Stadt mit labyrinthischen, meist
engen Straßen, die von hohen, dunklen Häusern mit vorliegenden
Ballonen und offenen Thoren, durch welche mau in weite düstere
Höfe blickt, eingeschlossen sind. Hier hat noch kein Tüncherpinsel
mit seinem kalten Weiß, wie in anderen spanischen Städten, zu-
gleich die malerische Färbung des Altertums und die Erinnerung
an frühere Jahrhunderte weggestrichen. Hier und da erblickt
man Überreste maurischer Gebäude, hufeisenförmige Bogen und
schön gemusterte Wandziegel. Überall herrscht maurischer Bau-
stil: glatte Dächer, Türmchen, Balkone, im Innern der Häuser
grünende, marmorgepflasterte Höfe und Springbrunnen. Dazu
treten die Überreste der alten maurischen Königspracht so un-
vermittelt neben die Schöpfungen der neueren Zeit, daß der
Gegensatz einen wunderbaren Reiz ausübt. Die großartige
Kathedrale, auf der Stelle der ehemaligen Hauptmoschee erbaut,
strotzend von Marmor- und Goldschmuck, birgt die Grabmäler
Ferdinands und Jsabellas, die einst Granada den Mauren ent-
rissen. — c) Wer könnte Granada nennen, ohne der Alham-
brci1) zu gedenken, jenes maurischen Wunderbaues, der den
unebenen Scheitel eines länglichen, felsigen Hügels f. von Gra-
nada bedeckt. Der ehemalige Königspalast besteht aus einer
Reihe von Höfen, nach denen sich verschiedene Säle und Ge-
mächer mit zierlichen Bogen über schlanken Säulen öffnen.
Diese Höfe liegen keineswegs alle auf gleicher Höhe, sondern
auf verschiedenen Terrassen des Hügels, so daß die Treppen,
die im Innern des Gebäudes auf- und abführen, immer in
neue, von Granaten und Feigen, Rosen und Oleander wuchernde,
*) Al Hambra arab. — die Rote (von der Farbe der Steine der
Festung).