1892 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
40 Kleinasien.
legt wird und einen der schönsten und sichersten Häfen des
Mittelmeeres enthält. Von Smyrna führt jetzt eine Eisenbahn
nach dem Ruinenfelde von Ephesns. In der Ebene dieser
einst hochberühmten Stadt erheben sich einige Anhöhen, an welche
sich das heutige elende Dorf Agiafnluk lehnt. Der Anblick
dieser Landschaft ist fo recht geeignet, die Vergänglichkeit von
Macht und Reichtum zu lehren. Die immerhin noch zahlreichen
Trümmer der einst so schönen und reichen Stadt sind oft ganz,
vielfach bis zur Hälfte von den schlammigen Anschwemmungen
des Kaystros bedeckt; die häßlichen Sümpfe, die er bildet, machen
die Ebene während des Sommers in dem Maße fiebergefährlich,
daß die Bewohner des genannten Dorfes zu dieser Zeit in
Baracken wohnen, welche am Gehänge des östlichen Berges über
dem Niveau der Malaria liegen. Von den zahlreichen, ehenials
so prächtigen Gebäuden sei nur eins erwähnt: der Tempel der
Diana, einst der berühmteste Tempel der Welt, eines der sieben
Wunder, er bietet jetzt den denkbar kläglichsten Anblick dar.
Ans einer Wasseransammlung, die im Sommer verdunstet, ragen
nur wenige Mauerreste hervor, außerdem viele Marmorquadern
und Säulenstücke. — d) Kein Gebiet Kleinasiens aber vermag
eine ähnliche Pracht der Natur in Verbindung mit großartigen
antiken Denkmälern aufzuweisen, wie die gebirgige Südküste,
an der sich ein ununterbrochener Kranz von uralteu Bautrümmern
zeigt. Aber auch die Natur ist reizvoll. Da, wo das lykische
Gebirge zur See steil abfällt, ist das Gestade klippig, aber aller-
wärts von herrlichen Myrten und Granaten überwuchert. Leider
sind auch hier wie in Italien die flachen Striche wegen ihrer
Fiebergefährlichkeit größtenteils entvölkert, so die Ebene von
Adalia; die Stadt selbst, an den ersten Bergterrassen gelegen,
ist der Mittelpunkt eines prächtigen Gartenlandes. Auch am
Cilizischen Gestade, wo aus weitläufiger Niederung das uralte
Tarsos aufragt, wuchert üppige Campagna-Wildnis und dehnen
sich liebliche Paradiese zwischen den rasch ansteigenden Gebirgs--
massen aus. Ein solches, einzig in seiner Art, ist das Kaly-
kadnnsthal, das sich bei Selefkie ostwärts öffnet. Weit
hinauf bis zum 3500 m hohen Gönk Dagh steigen die Fels-
stufen und Thalschluchten hinan, anfangs mit Zedern, dann
mit Schwarzföhren, ganz oben mit Wacholdergesträuch umkränzt.
Die Kalykadnns-Ebene aber entfaltet allen Zauber eines süd-
lichen Landstriches. Einen würdigen Abschluß der anatolischen