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1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
46 Marokko.
Häusermeer derselben ist von einer mittelalterlichen Festungs-
mauer umgeben, von welcher zahllose Türme emporragen. Aber
im Näherkommen gewahrt das Auge inmitten der großen Stadt
zahlreiche Lücken und noch mehr Ruinen. Die zweite Ring-
mauer ist nicht zur Hälfte mit bewohnbaren Häusern ausgefüllt.
Nur das Heer der Moscheen, welches aus dieser den Mauren
des Landes für heilig geltenden Stadt gen Himmel ragt, und
der wahrhaftig großartig sich ausnehmende Palast des Kaisers
bringen einen mächtigen Eindruck hervor. Ein deutscher Rei-
seuder erzählt von seinem Aufenthalt in Marokko Folgendes:
Als Ungläubiger durfte ich die Thore dieser heiligen Stadt der
Mauren nicht betreten. Ich mußte im Judenviertel, welches-
eine eigene kleine Stadt sür sich bildet, mein bescheidenes Ab-
steigequartier nehmen. Es wird streug darauf gehalten, daß die
Juden im maurischen Quartier stets barfuß gehen und weder
Pferd noch Esel besteigen. Dazu müssen sie sich alle möglichen
Demütigungen gefallen lassen. Daß sie ins Gesicht gespuckt,
mit Füßen getreten, mit den ekelhaftesten Namen geschimpft, mit
Kot und Steinen geworfen werden, müssen die gedrückten Juden
in Unterwürfigkeit ertragen. Eine Besichtigung der Stadt konnte
ich nur iu der Verkleidung eines marokkanischen Israeliten vor-
nehmen. Aus diesem Grunde mußte auch ich vor dem Betreten
des Thores die Schuhe ausziehen. Ein großer freier Raum
trennt auf fast allen Seiten die Häuser der Stadt von der Ring-
maner. Wir konnten deshalb die Stadt innerhalb der Ring-
mauer ungefähr zur Hälfte umwandern. Dann traten wir in
eine Seitenstraße. Sie war sehr eng, und da die Gibel sich
oben fast berührten, drang kein Sonnenstrahl herein. Die Häuser
waren bis ans wenige Mauerlücken geschlossen, sodaß ich von
der inneren Anlage nichts erspähen konnte. Wir besuchten dann
den Bazar. Dieser besteht aus einer zum teil mit Holz über-
dachten Straßenreihe niederer Häuser, die alle an der Frontseite
mit nischenartigen Buden versehen sind. In den Nischen hocken
die Handwerker oder Händler, von ihren Waren nmgeben, die
meist aus farbigen Lederarbeiten (Maroquin) bestanden, für
welche die Stadt Marokko einen Haupt-Handelsplatz bildet.