1914 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Heine, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Nordhausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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weist also darauf hin, daß hier früher nasser, sumpfiger Boden war,
der von den häufigen Überschwemmungen der Zorge herrührte. Hinter
dem Schlachthofe, weiter nach Bielen zu, treibt die Zorge ihr Wasser
noch ziemlich ungeregelt dahin; die ganze Ebene hin besteht aus Kies,
den der Fluß bei seinen Überschwemmungen angehäuft hat.
5. Sehr mannigfaltig ist die Pflanzenwelt im Zorgegebiet,
namentlich in der Gegend neben dem Stadtpark. An den Ufern
stehen: Von Bäumen namentlich die Schwarz- und Grauerle und
strauchförmige Weiden; von Kräutern fällt besonders die purpurrot
blühende Pestwurz auf, deren mächtige Blätter erst nach der Blütezeit
erscheinen, ferner blüht überall die weiße und die gefleckte Taubnessel,
der Knoblauchs-Hederich, das gelbblühende Barbarakraut, der Wasser-
ampfer, die Wasserminze, der giftige gefleckte Schierling, Kerbel und
Kälberkropf. Im Wasser wachsen: der weißblühende Wasserhahnenfuß
(am Schurzfellsteg in großer Menge) und die Wasserpest, eine klein-
blätterige Pflanze, die sehr zahlreich oberhalb des Streichwehrs am
Hartmannsdamm steht. Auf Triften und Kiesflächen wächst das
niedrige Hnngerbäumchen und das Fingerkraut, die hohe Königskerze
und die Eselsdistel, unsere größte Distelart mit großen silbergrauen
Blättern; diese beiden letzten Pflanzen wachsen namentlich auf den Kies-
flächen nach Bielen hin.
6. Von den Tieren an und in der Zorge sind folgende zu
nennen:
a) Vögel. An Sommerabenden kann man zahlreiche Schwalben
dicht über den Fluß hinstreichen sehen. Sie wissen, daß über dem Wasser
große Schwärme von Mücken und Fliegen tanzen; das sind leckere Bissen
für sie. Mücken für sich und seine Jungen fängt hier auch ein anderes
Vöglein. Mit seinen langen, dünnen Beinchen kann es sogar ein Stück
in das Wasser gehen; bei jedem Schritt wippt es mit dem Schwänze.
Dieses schmucke Tierchen ist die weiße Bachstelze. Eigentliche Wasser-
oder Schwimmvögel sieht man seltener an der Zorge. Dann und wann
sieht man ein dunkelbraunes Vöglein mit weißer Brust auf einem Steine
im Flusse sitzen. Plötzlich taucht es unter. Nach einiger Zeit er-
scheint es wieder an einer anderen Stelle an der Oberfläche. Das ist
ein Wasserst aar. Ein sehr seltener und scheuer Gast der Zorge ist
der Eisvogel. Er ist einer der schönsten Vögel, die es bei uns
gibt; aber man sieht ihn nicht häufig. Hin und wieder kann man ihn
an einem kalten Wintertage beobachten. Aus der Oberseite schimmert
sein Kleid metallisch blau, an der Unterseite seidenglänzend rot. Kinn
und Kehle sind weiß, die Füße ziegelrot, der Schnabel ist schwarz. Lange
Zeit sitzt er unbeweglich auf einem Zweig und lauert auf feine Beute.
Hat er ein Fischlein erspäht, stürzt er sich kopfüber in die Flut und
holt es heraus.
b) Von Fischen leben in der Zorge Schmerlen, Weißfische und
Forellen.