1914 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Heine, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Nordhausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 52 —
2. Woher das Wasser der Salza kommt, hat man bisher noch
nicht feststellen können. Man meint, in den Gipsbergen des Kohnsteins
und in den benachbarten Gipsbergen sind große Höhlungen, in denen
sich das Wasser sammelt, das von der Oberfläche durch die zahlreichen
Spalten und Risse des Gesteins nach unten sickert. Aus diesen
Höhlungen im Innern der Berge fließt das Wasser dann durch die
Lücken und Spalten im Gestein am Fuße des Berges ab. Vielleicht
kommt auch Wasser aus dem Harz noch in diese Sammelbecken hinein.
Die Höhlungen in den Gipsbergen brechen manchmal von oben her zu-
sammen; durch das Einsickern des Wassers wird die Decke der Höhlung
mehr und mehr verwittert und stürzt schließlich ein. Dann bilden sich
an der Erdoberfläche trichterförmige Vertiefungen, in denen sich häufig
Wasser ansammelt. Eine solche zusammengestürzte Gipshöhle ist z. B.
auch das „Grundlose Loch", das eine Quelle der Salza mit bildet.
Die Sage erzählt allerdings über seine Entstehung: Wo jetzt das
Grundlose Loch ist, stand vor Zeiten eine Mühle. Einst klopfte ein
hungriger Bettler an die Pforten der Mühle und bat den Müller um
ein Stückchen Brot. Dieser aber war ein böser Mensch, lachte und
gab dem Bettler ein Stück Brot, das er mit Kot beschmutzt hatte. Da
tat der Bettler einen Fluch, die Mühle versank, und Wasserwogen ver-
schlangen den Frevler mit Haus und Hof. — In der Umgegend des
Kohnsteins finden sich noch mehrere Vertiefungen im Boden. „Erd-
fälle" nennt man sie; sie sind alle durch Zusammenbrechen von Gips-
höhlen in der Erde entstanden.
3. Die Salza fließt nach Süden und treibt mehrere Mühlen.
Bei der Brückenmühle ergießt sie sich in die Helme. Ihr Lauf ist etwa
5 km lang. Das Flußbett der Salza in der Nähe der Quellen ist
ganz mit grünen Wasserpflanzen bedeckt. Es wächst hier in dem Flusse
der Tannenwedel, der mit seinem aufrechten Stengel und mit feinen
quirlständigen Blättchen wie eine Tanne aussieht, und ferner die Berle,
eine Dolde mit siederteiligen Blättern, die als Futter für junge Gänse
geholt werden.
4. Der Name Salza bedeutet „Salzfluß" oder „Salzwasser"; er
weist daraus hin, daß das Wasser früher salzhaltig gewesen ist und daß
die ersten Anwohner des Flürchens Salz aus ihm gewonnen haben.
An dem Flusse liegt das Dorf Salza, das von ihm seinen Namen hat;
der Flußname ist immer älter, als der etwa gleichlautende Ortsname,
da der Fluß eher da war als der Ort. Die wasserreichen Quellen der
Salza, die im Winter nicht zufroren, werden die Veranlassung zur
Gründung des Ortes gewesen sein. Hier fanden die Ansiedler alles,
was sie zum Leben brauchten: Wasser, fruchtbares Ackerland, fette Weiden,
Wild in den nahen Wäldern und Schutz gegen plötzliche Überfälle in
den Klüften des Kohnsteins.