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1. Unsere Heimat - S. 55

1914 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 55 — gar nicht mehr vorfanden; die Abhänge fallen steil und schroff ab; die Höhen sind fast kahl und sehen weißgrau aus; sie bestehen aus Gips wie der Kohnstein. Ackererde bildet sich auf den Gipsbergen nicht, selbst Wald kommt schwer hoch, nur an den Abhängen wachsen Hasel- nußsträucher, Heckenschlehen und Heckenrosen. Die Gipsberge haben viele Spalten und Risse; durch diese dringt das Wasser in die Tiefe; die Oberfläche dieser Berge ist daher immer trocken. Das von oben eingedrungene Wasser kommt häusig am Fuß der Berge in Quellen wieder zu Tage. 2. Aus solchen Quellen entsteht auch der Roßmannsbach, der in dem Tale der Wiudlücke in südwestlicher Richtung hinfließt. Die stärkste Quelle kommt unter einem Gipsfelsen hervor, schwächere liegen weiter aufwärts in den Wiesen. In früherer Zeit waren in dem oberen engen Tale große Teiche, die von dem Roßmannsbache gespeist wurden. Die Umfassungswälle kann man noch sehen. Die Teiche gehörten dem Kloster Himmelgarten, das weiter abwärts am Roßmannsbache lag; in den Teichen wurden Fische gehalten, die im Kloster gegessen wurden. Von den Bergen zu beiden Seiten des Tales kommt im Frühjahre und wenn es sonst viel regnet das Wasser herunter, das tiefe Rinnen in den Boden reißt und Steine und Erdmassen mit herunter bringt. Wo das Tal weiter wird, sind Wiesen. 3. So verschiedenartig der Boden hier ist, so verschiedenartig sind auch die Pflanzen, die darauf wachsen. An den sumpfigen Stellen sieht man Schilf, harte Riedgräser und Wollgras mit den weißseidigen Haar- büscheln. Aus den Wiesen findet man Klappertopf, Wiesenschaumkraut, Kümmel, Knabenkraut, Wucherblume, Ehrenpreis und im Herbst die Herbstzeitlose. Auf den Triften: Wolfsmilch, Gänseblümchen, Schafgarbe, Thymian, Zichorie, Golddistel, Klette und von Pilzen häufig den Cham- pignon. An den Abhängen Heidekraut und Weißdorn. Im Walde: Schlangenblumen, Himmelsschlüssel, Leberblumen, Goldnessel und Erd- beeren. Auf den Äckern stehen als Unkraut: Klatschmohn, Kornblume, Disteln, Ehrenpreis, Ackerschachtelhalm (an feuchten Stellen) und Hirten- täfchchen. 4. Der Roßmannsbach fließt zuerst an der Kuckucksmühle vorbei; jetzt ist hier auch eine Gastwirtschaft. Dicht dabei liegt Himmelgarten. Das ist heute eine fürstlich-stolbergische Domäne; früher war es ein Klofter (bis zum Jahre 1525). Am Bache entlang stehen hier Weiden- bäume, alte wunderliche Gesellen. Im Dunkel der Nacht und im uu- sichern Licht des Mondes erscheinen sie fast wie menschliche Gestalten mit dünnem Körper und dickem Kopf. Die Weiden besitzen unverwüstliche Lebenskräfte. Wenn die Zweige abgehauen sind, entstehen an den Stümpfen dicke Narben, aus denen neue Triebe hervorsprießen. Der Stamm reißt auf, und aus dem geborstenen Bauch quillen fremde Pflanzen hervor; Arbeiter oder spielende Kinder zünden in dem hohlen Baum ein Feuer an, und er verkohlt bis auf eine dünne Rinde; aber in jedem
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